Das Tönisheider Brauchtum muss leben

Für den Stadtteil war es ein tristes Jahr: Kein Karneval, keine Sonnenwendfeier. Eine Frau wollte das so nicht stehenlassen.

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Tönisheide. Nach dem der Karnevalsumzug ausgefallen war und die Sonnenwendfeier auf dem Kirchplatz nicht stattfand, stand die Zukunft der Karnevalsgesellschaft Zylinderköpp auf der Kippe. „Das darf nicht sein, dass diese schönen Feste ausfallen“, so die Forderung von Janine Richardts.

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Ihr 2004 verstorbener Vater Walfried Staszek war vor 45 Jahren einer der Gründer der Zylinderköpp. „Ich bin als kleines Mädchen immer auf den Wagen mitgefahren, natürlich als Prinzessin verkleidet“, erinnert sie sich. Später gründete sie eine Familie, zog drei Kinder groß und hatte keinen großen Hang zum Karneval. Doch als in diesem Jahr fast alles ausfiel, vermisste die 50-jährige den Narrenzug und die Sonnenwendfeier sehr.

„Diese Veranstaltungen sind liebgewonnene Traditionen, da treffen sich alle Leute. Da kommen extra welche aus Frankfurt, die mal in Tönisheide zur Schule gingen, um die alten Bekannten wieder zu treffen. Wenn aber nichts stattfindet, dann kommt keiner.“ Die Tönisheiderin ergriff selbst die Initiative: Um das Brauchtum vor Ort lebendig zu halten, trommelte sie in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis Mitstreiter zusammen, die bereit waren, bei den Zylinderköppen mitzumachen.

„Es sind über 30 neue Mitglieder eingetreten. Wir brauchen auch so viele. Es ist eine Menge Arbeit, solche Veranstaltungen zu organisieren“, weiß Janina Richardts. „Da muss das Bierzelt aufgebaut werden, Radwachen müssen gestellt werden, da wird einiges vorgeschrieben. Wenn sich das auf viele Schultern verteilt, dann macht das noch Spaß, und schließlich sollen Karneval und Sonnenwendfeier Spaß machen.“

So hat sich die tatkräftige Tönisheiderin bei der entscheidenden Mitgliederversammlung am 6. Juli als neue erste Vorsitzende der KG Zylinderköpp wählen lassen. Obwohl noch einige Formalitäten im Vorstand zu erledigen sind, hat sie mit Elan die nächsten Schritte eingeleitet, damit auf Tönisheide die fünfte Jahreszeit standesgemäß mit einem Hoppeditzerwachen beginnen kann.

Am 12. November um 11.11 Uhr wird sich der lustige Kerl auf dem Kirchplatz den Schlaf aus den Augen reiben. „Für die Figur haben wir jemanden aus den Reihen der neuen Mitglieder gewinnen können“, freut sich die Obernärrin, die bereits einen Toilettenwagen reserviert hat. „Da legt das Ordnungsamt viel Wert drauf. Wenn die Genehmigung da ist, kann ich auch einen Bierwagen bestellen; Metzger Kampmann, selber Mitglied, wird seine Würstchen grillen. Da wir viele Erzieherinnen in den Reihen der neuen Mitglieder haben, soll es Angebote für Kinder geben, wie Schminken und Kinderpunsch. Das Ganze ist dann die Generalprobe für den Karnevalszug.“

Bevor die konkreten Planungen beginnen, gibt es noch eine Mitgliederversammlung, damit die alten und neuen Mitglieder zusammenwachsen. „Die Alten haben früher auch gute Sachen gemacht, da kann man nur von profitieren.“