Deilbachmühle: Mühsamer Weg zur Wahrheit
Seit Dezember wird am Landgericht gegen den Besitzer der Deilbachmühle wegen des Vorwurfs der Brandstiftung verhandelt.
Wuppertal. Fast zwei Jahre ist es her, dass das ehemalige Hotel und Restaurant Deilbachmühle abgebrannt ist. Bis heute ist lediglich gutachterlich geklärt, dass in dem einstmals bekannten Ausflugslokal vorsätzlich Feuer gelegt wurde. Seit dem 12. Juli 2009 wird der Täter gesucht.
Zunächst war der frühere Eigentümer und Bewohner in den Fokus der Ermittlungen geraten. Das Verfahren wurde jedoch nach einiger Zeit aus Mangel an Beweisen fallengelassen.
Bereits seit 21. Dezember 2010 steht nun der Oberhausener Christian K. (29) vor Gericht, der die Deilbachmühle 2007 ersteigert hatte. Mittlerweile ist der 22. Verhandlungstag vergangen. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Am Landgericht Wuppertal wird ein mühsamer Indizienprozess geführt. Niemand hat die Tat beobachtet. K. bestreitet, das Feuer gelegt zu haben. Er habe sich in der fraglichen Zeit in einer Essener Diskothek befunden. Ein Zeuge stützte das Alibi, allerdings gingen Gutachter auch davon aus, dass Brandverzögerer eingesetzt wurden.
Die Staatsanwaltschaft wirft K. vor, das Gebäude aus finanzieller Not angezündet zu haben. Es war mit einer Summe von 1,5 Millionen Euro versichert. Zu Beginn belastete ein Zeuge den Angeklagten, er habe angekündigt, Feuer legen zu wollen. Der Zeuge gab aber auch zu, ein Auge auf die Belohnung in Höhe von 50 000 Euro geworfen zu haben, die die Versicherung auf Hinweise zur Ergreifung des Täters ausgelobt hatte.
Seitdem hört das Gericht reihenweise Aussagen von Nachbarn der Deilbachmühle oder von Menschen aus dem geschäftlichen Umfeld des Angeklagten, um sich einerseits ein Bild von der Lage im Deilbachtal und andererseits von der finanziellen Situation von K. zu machen.
Zeugen, die freimütig und mit dem Herz auf der Zunge von nachbarschaftlichen Kleinkriegen im Deilbachtal berichten, wechseln sich ab mit solchen, die aus Angst vor Bedrohung ihres Hausfriedens nur wenig sagen wollen.
Am Donnerstag wurden erneut Zeugen vernommen, von denen jedoch keiner den „Gordischen Knoten“ zerschlagen konnte. Ein Nachbar, der bei einer Versteigerung das Wettbieten um das Gebäude gegen K. verloren hatte, erinnerte sich, dass die Familie K. ihn mehrmals kontaktierte, ob er das Haus zurückkaufen wolle.
Der Großschadensregulierer der Versicherung, bei der die Deilbachmühle versichert war, sagte aus, dass er bei seinen Besichtigungen schnell von Brandstiftung ausgegangen sei. Aufgefallen war dem Versicherungskaufmann, dass K. seine finanzielle Lage zuerst besser darstellte, als sie sich später tatsächlich bestätigte.
Am Mittwoch, 15. Juni, geht der Prozess weiter. Dann sollen die Abhörprotokolle der Polizei vorgeführt werden. K.’s Telefon war nach dem Brand überwacht worden. Die Akten stapeln sich bereits. Die Wachtmeister am Gericht haben Mühe mit deren Transport, die Seitenvermerke werden vierstellig. Die kommenden Verhandlungstermine reichen bis in den Juli. „Ein Ende der Verhandlung ist noch nicht absehbar“, sagte Staatsanwalt Wolfgang Neubauer.