Der Dom bekommt ein neues Dach

Dombaumeister Martin Struck berichtet über die Schwierigkeiten bei der Sanierung.

Foto: Stefan Fries

Neviges. Es tropft: An mehreren Stellen dringt Wasser durch das Dach des Mariendoms. „Seit dem ich vor 15 Jahren die Stelle als Erzdiözesanbaumeister angetreten habe, beschäftigt mich dieses Problem“, bekannte Martin Struck vor vielen interessierten Zuhörern in der Glocke. Der Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten hatte den Experten eingeladen, um aus erster Hand zu fahren, wie es mit der begonnenen Dachsanierung über der Sakramentskapelle aussieht.

Martin Struck, Dombaumeister

Zunächst beschrieb der Experte, wie der Architekt Gottfried Böhm eine Bauskulptur aus einem Guss geschaffen hatte. „Wände und Dach aus einem Stoff - das war superinnovativ. Man dachte damals, Beton sein unverwüstlich.“ Doch bereits kurz nach der Fertigstellung 1968 regnete es durch. „Durch die Aufheizung der Dachflächen gegen Süden und den kälteren im Norden kommt es zu thermischen Spannungen, es entstehen Rissen von wenige Millimetern“, beschreibt der Dombaumeister die Ursache der Undichtigkeiten. Langfristig kann das eindringende Wasser den massiven Bau zerstören: „Irgendwann fängt das Eisen im Beton an zu rosten, dann kommt es zu Absprengungen“, prophezeit Martin Struck.

Ein Bleidach, wie es bei einer anderen Böhm-Kirche aufgebracht wurde, kommt für den Mariendom nicht in Frage. Es würde nicht nur den Charakter verändern, sondern ist nicht haltbar. „Fachfirmen wollen keine Gewährleistung geben, weil der Holzunterbau faulen würde.“ Während Gottfried Böhm sich mit einer Bleiabdeckung noch hätte anfreunden können, entdeckte sein Sohn die Möglichkeit, Carbontextil zu verwenden. „Das ist reiner Kohlenstoff und 70 Mal zugfester als Stahl“, beschreibt Struck die Eigenschaft des Hightec-Materials. Nachdem die vor etlichen Jahren aufgebrachte Epoxidharzschicht unter großen Schwierigkeiten entfernt wurde, konnten die Textilmatten befestigt werden, neues Epoxidharz wurde in mehreren Schichten aufgebracht und geglättet. Zum Schluss wurde die Optik wieder hergestellt, die einst die Schalungsbretter dem Beton gaben. „Dann kam eine Plastikhaube drauf, die Austrocknung darf nicht zu schnell sein, die Flächen wurden regelmäßig befeuchtet.“

Nun überlegt der Dombaumeister, wie man effizienter arbeiten kann: „Wir haben nur ein kleines Stück saniert, und das hat furchtbar lange gedauert. 2500 Quadratmeter haben wir noch vor uns. Viel Zeit und mehrere hunderttausend Euro ließen sich einsparen, wenn ein großer Baukran auf der Löher Straße stehen würde. Ich weiß, das ist ein Hammer, wenn die Straße von zwei Seiten zur Sackgasse wird, aber der Vorplatz weist nicht die nötige Tragfähigkeit auf und die Platanen stören dort.“ Neben der Dachsanierung hat der Dombaumeister noch einen Traum: „Die Kirche müsste mal von innen mal gereinigt werden, die Kerzen haben ihre Spuren hinterlassen.“