Der TV Tiefenbroich wird 100
Aus der kleinen Turnerriege ist schnell eine feste Größe geworden. Leicht hatte es der TV allerdings nie.
Tiefenbroich. Tiefenbroich vor 100 Jahren - das war ein kleines Dorf mit ein paar Straßen, wenigen Häusern und einigen Bauernhöfen. Die Menschen arbeiteten hart, lebten in bescheidenen Verhältnissen, wollten eine Feuerwehr, einen Gartenbauverein und eine eigene Kirche.
Mit einem Sportverein hatten sie dagegen wenig im Sinn. Angeregt durch die nationale Turnbewegung fanden sich aber auch in Tiefenbroich sechs Männer zusammen, die allen Widerständen zum Trotz am 7. Oktober 1910 den Turnverein "Gut Heil" Tiefenbroich gründeten. Die wackeren Turnfreunde waren: Heinrich Meyer, Wilhelm Schwarz, Theodor Stöck, Peter Theis, Wilhelm Weisen und Wilhelm Winkels.
Die Gründung erwies sich bald schon als richtige und zukunftsweisende Entscheidung: Ende 1910 zählte der Verein bereits 20 Mitglieder. In den Folgejahren entwickelte sich ein reges Vereinsleben, der TVT mauserte sich zur festen Größe im Dorf, bald war aus fast jeder Familie jemand Mitglied im Verein.
Die schwierigen Bedingungen während und nach den beiden Weltkriegen konnten das Vereinsleben nur zeitweise unterbrechen - immer wieder krempelten die Mitglieder die Ärmel hoch und brachten den Sportbetrieb in Schwung. Anfangs war der TVTiefenbroich ein reiner Turnverein, 1926 wurde eine Handballabteilung gegründet, die im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Bedeutung bekam und zeitweise auch das sportliche Aushängeschild des Vereins war.
Vor allem beim Feldhandball machte sich der TVT einen Namen. "Die schafften in den 60er-Jahren sogar den Aufstieg in die Landesliga", erinnert sich Jürgen Plückebaum, der in langer Arbeit die reich bebilderte Festschrift zum Vereinsjubiläum erstellt hat.
2002 stiegen auch die Hallenhandballer in die Landesliga auf, "Das war nicht gut für uns. Die Spieler wurden sofort abgeworben." Finanziell konnte und wollte der TVT nie große Sprünge machen.
Überhaupt hatte es der Verein nie leicht. Auf dem früheren Sportplatz an der Straße Am Gratenpoet durfte wegen der nahen Autobahn überhaupt kein Fußball gespielt werden, ein kleines Büdchen diente als Umkleide, wurde aber selbstbewusst "Vereinsheim" genannt. "Das reichte nur für unsere Leute. Die Gästemannschaft musste sich im Jägerhof umziehen - in einer Art Waschküche, mit Zinkwannen und fließend kaltem Wasser", so Plückebaum. "Und dann haben die Spieler den Platz noch selbst abgekreidet."
Trotz der Konkurrenz durch die Großvereine ringsum konnte der Dorfverein TV Tiefenbroich seinen Platz in der Ratinger Sportlandschaft behaupten. Das hieß aber auch Anpassung an geänderte Vorlieben und Freizeitwünsche. Gymnastik, Eltern-Kind-Turnen, Rückengymnastik, Volleyball und Handball stehen heute auf der Angebotsliste des Vereins. "Aber die Konkurrenz ist riesengroß." Das merkt man auch bei den Mitgliedern. 280 sind es zurzeit, in den besten Zeiten waren um 400 - vor gut 30 Jahren. Es werde auch immer schwieriger, Leute für die Vereinsführung zu gewinnen, sagt Plückebaum. 2009 hatte der Verein keinen echten Vorsitzenden, nur einen kommissarischen.
Jetzt soll aber erst einmal das Jubiläum groß gefeiert werden - mit Matinee, Freundschaftspiel und Festball.