Velbert Der Winter, der bisher kein Winter ist

Velbert · Bei den Technischen Betrieben Velbert sind die Streufahrzeuge einsatzbereit, die Salzsilos bis zum Rand gefüllt und die Mitarbeiter eingewiesen. Ihr Einsatz war bisher allerdings kaum gefragt.

Winterdienstleiter Michael Gawlik und Vorarbeiter Mehmet Demir (in Arbeitskleidung) mit dem neuesten Fahrzeug im Fuhrpark der TBV, einem universell einsetzbaren Lindner Unitrac 102 S. Der abnehmbare Aufbau samt Streuteller ist mit Salz und einem Solegemisch beladen, ein Schneepflug ist in Minutenschnelle an der Front montiert.

Foto: Reinhard Lüdeke

. Ganze sieben Mal ist der Winterdienst der Technischen Betriebe Velbert (TBV) in dieser Saison ausgerückt, zuletzt am 2. Januar: „Richtig glatt war es aber nur am 10. Dezember´“, berichtet Michael Gawlik, der als Teamleiter Straßenreinigung bei den TBV auch für den Winterdienst zuständig ist. „Klarer Himmel, Vollmond, ordentlich kalt“, erinnert er sich, dass Rauhreif einen gefährlich rutschigen Belag auf den Straßen gebildet hatte. Schnee und Glatteis waren hingegen noch gar kein Thema. So warm, so wenige Einsätze: „Das ist der mildeste Winter, seitdem ich 2011 zu den Technischen Betrieben gekommen bin“, sagt Gawlik.

Die Sicherheitsbelehrung fand bereits im September statt

Die Vorbereitungen haben indessen schon im Herbst begonnen. Start war im September mit der obligatorischen Sicherheitsbelehrung der Mitarbeiter und reicht von der Unterweisung in die Unfallverhütungsvorschriften bis zu Infos zu den einzelnen Touren beziehungsweise deren Veränderungen. Das Personal rekrutiert sich aus fast allen Abteilungen, Straßenunterhaltung und -reinigung, Kanal, Grün und Forst: „Wenn es ganz dick kommt, sind mehr als 90 Mitarbeiter auf der Straße“ so Gawlik. Auch der Fuhrpark ist jederzeit einsatzbereit: Acht Großfahrzeuge, sechs Trecker und zwölf Pritschenwagen für die einzelnen Kolonnen. Außerdem werden zwei Lkw, ein Traktor sowie zwei Pritschenwagen als Ausfallreserve vorgehalten: „Bei ganz extremem Wetter würden die aber zur Unterstützung auch ausrücken.“ Neuestes Fahrzeug ist ein Lindner Unitrac 102 S. Der Wagen, der im Herbst ausgeliefert wurde, ist kleiner als die anderen Lkw, geländegängig und der zweite seiner Art im Fuhrpark der TBV. Der Streugutbehälter mitsamt Streuteller wie auch der Schneepflug an der Front können in wenigen Minuten auf- und abgebaut werden: „Den Rest des Jahres sind die Unitracs in der Abteilung Grünflächen im Einsatz.“ Auch die anderen Streufahrzeuge werden so lange anderweitig genutzt, wie es das Wetter zulässt, und können in kürzester Zeit umgerüstet werden, wenn winterliche Bedingungen drohen.

Voll bis unter das Dach sind die beiden Salzsilos mit 900 Tonnen Streusalz sowie der Bunker mit 400 Tonnen. „Während der Saison wird permanent nachgeliefert, damit wir nicht plötzlich ohne Salz dastehen“, erläutert Gawlik. Mit einer Soleanlage wird außerdem für besondere Lagen ein Salz-/Wassergemisch erstellt: „Das ist zum Beispiel bei Glatteis effektiver und bleibt außerdem besser auf der Fahrbahn haften“, erläutert Gawliks Kollege Michael Jordan. Die Silos werden wechselweise leergefahren, so dass das Salz nicht länger als zwei Jahre liegt und die Qualität leidet. Sand oder Split kommen dagegen in Velbert so gut wie gar nicht auf die Straße: „Im Extremwinter hatten wir zeitweilig Split gestreut, weil es kein Salz gab“, erinnert sich Jordan. Die TBV hatten zwar rechtzeitig geordert, aber die Lieferanten kamen damals nicht nach. Der Nachteil von Split: Er muss wieder aufgenommen werden, setzt außerdem Kanäle und Einläufe zu.

Insgesamt acht Einsatzleiter – zwei pro Tag – teilen sich die Saison, die von Mitte Oktober bis Mitte April reicht. Fallen die Temperaturen in den Keller, geht der Einsatzleiter der Nachtschicht morgens zwischen zwei und drei Uhr auf Kontrollfahrt und alarmiert gegebenenfalls die Streuwagenfahrer und die Kolonnen.

Anliegerstraßen sind bei Einsätzen zuletzt an der Reihe

Haupt- und Durchgangsstraßen sind als erste an der Reihe, dann die Zufahrtsstraßen, schließlich die Anliegerstraßen: „Bis morgens um sieben Uhr müssen die Straßen frei sein.“ Auch die Topografie spielt eine Rolle. In Neviges und Langenberg gibt es dagegen nur Straßen mit Priorität eins oder zwei: „Da geht es ja immer irgendwo den Berg rauf oder runter“, meint Jordan. Kritische Stellen in Neviges sind zum Beispiel die Hügelstraße, Auf den Poethen und Goethestraße, zählt Gawlik auf. Jedes Jahr ein Ärgernis: Autofahrer, die sich mit Sommerreifen festfahren oder Falschparker, die die Durchfahrt der Lkw mit den Räumschilden behindern – „dann kommen auch unsere Räum- und Streufahrzeuge nicht ordentlich voran.“