Düssel im Ausnahmezustand
Riesenstimmung bei den Bläck Fööss — 1400 Fans singen, wippen und schunkeln mit.
Wülfrath. Das „Bickendorfer Büdche“ steht in Düssel — zumindest an diesem Sonntagabend. Ausgelassen wippen 1400 Fans zu den Rhythmen dieses Klassikers aus der 41-jährigen Band-Geschichte. Nur einer von vielen Höhepunkten. Die Bläck Fööss sind in der Stadt. Sie werden derart gefeiert, dass übermütig erste Pläne geschmiedet werden, die Düssel Richtung Köln umzuleiten.
„Mensch, Ihr seid aber sangesfreudig. Lernt Ihr das in der Kirche?“, freut sich Sänger Peter Schütten schon früh im Konzert über das lebenslustige Publikum. In der Tat singen die Besucher auf dem Düsseler Sportplatz viel und sehr textsicher mit. Nicht nur Pastor Heinz-Otto Langel, der zum 900. Geburtstag der Kirche St. Maximin die Kultgruppe ins Dorf holte, kennt jede Zeile. Auch sein Kollege aus der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, Ingolf Kriegsmann, schont seine Stimmbänder nicht. Ökumenisches Schunkeln, wo sonst die Einigkeit aus Dornap ihre Gegner an der Mittellinie bearbeitet.
Am Vormittag wurde die spektakuläre Bühne aus dem Truck gehoben. Die sechsköpfige Band kommt erst eine halbe Stunde vor dem Konzert. Langel persönlich gibt den Bodyguard in gelber Warnweste und bahnt dem Bandbus den Weg. Anspannung und Vorfreude sind ihm gleichermaßen anzusehen.
Bläck Fööss erweisen sich in der rund 125 Minuten langen Show nicht nur als exzellente Musiker — der Sound war tadellos —, sondern immer wieder auch als amüsante Plauderer, die Reaktionen aus dem Publikum aufnehmen — Lokalkolorit inklusive. Pastor Langel wird flott zum „Weihbischof Otto“. Sänger und Gitarrist Erry Stoklosa hat das „ausgebuffte Sicherheitskonzept“ wiederholt auf dem Kieker. Am meisten wundert er sich über den Sicherheitsabstand zur Bühne: „Das haben wir in 40 Jahren nicht erlebt.“
Pop, Rock, Folklore: Das ist die Musik der „blanken Füße“. Die Kölner lassen die Anhänger tanzen, schunkeln, hüpfen. Rock’n’Roll, Sirtaki — in Düssel machen die Menschen aufgekratzt mit. „Da hat auch Petrus ein Einsehen“, kommentiert Bömmel Lückerath mit Blick auf den Himmel, der immer weiter aufreißt. Und als die Band ihre Köln-Hymne „Du bes die Stadt“ anstimmt, scheint die Sonne. Da wiegt sich Winni Zeh beseelt im Takt und singt strahlend mit. „Ich habe zwei Semester in Köln studiert“, sagt der Realschullehrer. Eine Zeit, die ausgereicht hat, sich in die Domstadt zu verlieben und in die Musik der „Fööss“.
Hits, Hits, Hits. . . Das Repertoire ist zu groß, als dass alle Wünsche an einen Abend erfüllt werden könnten. Aber Unverwüstliches wie „Drink doch eine met“, „Katrin“ und „Meiers Kättche“ fehlen nicht. Und als Peter Schütten schließlich Weihbischof Otto zum Finale auf die Bühne bittet und dieser „In unserm Veedel“ mit ihm im Duett singt, ist der Jubel groß. Ein durchaus anrührender Moment — nicht nur für den kölschen Pastor.