Ein köstliches Verwirrspiel
Es regnete wie aus Kübeln, und dennoch amüsierten sich rund 60 Zuschauer prächtig bei „Was Ihr wollt“ am Zeittunnel.
Wülfrath. Unermüdlich prasselte der Regen auf das Dach der Freiluftbühne und die Zuschauerränge vor dem Zeittunnel. Die letzte Aufführung des Shakespeare-Klassikers „Was Ihr wollt“ ließen sich rund 60 Zuschauer trotzdem nicht entgehen. Ausgerüstet mit Schirmen und Regencapes kamen sie zum Zeittunnel, um das viel gelobte Stück zu sehen.
Gleich drei Theatergruppen arbeiteten für diese Inszenierung zusammen. Im Rahmen der Neanderland-Biennale hatten das Theater Minestrone aus Wülfrath, die Erkrather Unterfeldmäuse und die Volksbühne Viersen das Shakespeare-Stück einstudiert und bereits mehrmals aufgeführt. Jetzt folgte als Finale die Open-Air-Vorstellung in Wülfrath.
Dem Regen mussten dabei nicht nur die Zuschauer trotzen. Gewohnt rasant und lebhaft nutzte das Ensemble den kompletten Vorplatz für die Aufführung, so dass der Betrachter hautnah dem Geschehen beiwohnte. Schnell zeichneten sich auf den Kostümen erste nasse Flecken ab. Davon unbeirrt bewiesen die Akteure einmal mehr ihr Können in der Umsetzung der Tragikkomödie rund um das Thema Liebe.
Abwechslungsreich inszeniert, sorgten kleine Gesangseinlagen immer wieder für spontanen Szenenapplaus. Vor allem in der Darstellung der köstlich grotesken Charaktere glänzten die Laienschauspieler und machten den Theaterbesuch im Regen zu einem lohnenden Erlebnis.
Für ordentlich Verwirrung auf der Bühne und auch bei den Zuschauern war die Handlung des Stückes verantwortlich. Viola, gespielt von Sandra Stötzel (Theater Minestrone), ist in den Grafen Orsino von Illyrien verliebt. Um ihm nahe zu kommen, verkleidet sie sich als Knabe und Dienstbote Cesario. Der Graf Orsino liebt jedoch Lady Olivia, in die auch der Verwalter Malvolio und Ritter Sir Leichenwang verliebt sind. Lady Olivia hingegen verguckt sich in die verkleidete Viola. Perfekt wird das Durcheinander, als Violas totgeglaubter Bruder Sebastian wieder auftaucht.
„Die Wahrheiten lügen“ in diesem Stück, wie Hofnarr Feste, gespielt von Frank Feetz (Volksbühne Viersen), schließlich feststellt. Am Ende lösen sich die Missverständnisse alle auf, jedoch nicht ohne auch tragische Schicksale zurückzulassen. So wird beispielsweise der Narr Opfer des ordnungsverliebten und korrekten Malvolio, der als gebrochene Persönlichkeit zurückbleibt. „So richtig verstanden habe ich das Stück erst beim zweiten Mal“, gibt Ingeborg Diekmann zu, deren Sohn selbst auf der Bühne stand.
Nach mehr als 100 Minuten Ausharren im Regen bedankte sich das Ensemble bei seinem „tapferen Publikum“ und erntete in dieser Konstellation ein letztes Mal Applaus.