Eine engagierte Kämpferin für „ihre“ Hauptschule

Brigitte Preuß, Leiterin der Hardenbergschule, geht mit Beginn der Sommerferien in den Ruhestand.

Neviges. Am Freitag ist auch für Brigitte Preuß der letzte Schultag: Mit Beginn der Sommerferien wird die 61-jährige Pädagogin nach zehn Jahren als Rektorin der Hardenberg-Schule in den Ruhestand verabschiedet. „Die Zeit in Velbert war die schönste“, bilanziert die Düsseldorferin nach 38 Jahren im Schuldienst. Nicht ohne Sorge sieht sie dagegen die Zukunft der Nevigeser Schule.

Der Weg ins Lehramt stand für Brigitte Preuß früh fest: „Ich wollte immer schon mit Kindern arbeiten“, begründet sie ihre Berufswahl.

Nach Studium und Referendariat arbeitete Preuß mehr als 25 Jahre an einer Hauptschule in Duisburg, zunächst als Lehrerin, später als Konrektorin und schließlich als Schulleiterin. Dort erlebte sie den frustrierenden Niedergang der Duisburger Hauptschulen, die schließlich gegen 14 Gesamtschulen konkurrieren mussten, und wechselte 2001 als Rektorin nach Neviges.

Brigitte Preuß bedauert bis heute das schlechte Image, das die Hauptschule besonders bei den Eltern hat. Die Hardenbergschule sieht sie als Beispiel, dass die Schulform hervorragend funktionieren kann — was allein die Zahlen bestätigen: 28 Schüler der aktuellen zehnten Klasse haben den Hauptschulabschluss in der Tasche, 21 die Fachoberschulreife (entsprechend dem Realschulabschluss), davon 15 zudem die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe.

Nur ein einziger Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss. Das Erfolgsrezept? „Ein sehr gut strukturiertes Konzept, das die Schüler in sozialer Kompetenz weiterentwickelt, eine Förderung, die praktisch keine Sitzenbleiber zurücklässt, sehr gute Projekte und vor allem ein starkes, junges, höchst engagiertes Kollegium inklusive Schulsekretärin und Hausmeister“, zählt die Schulleiterin auf.

Hinzu kämen klare Regeln und Strukturen und die sofortige Reaktion, wenn etwas aus dem Ruder laufe. Nicht ohne ein wenig Stolz erwähnt die Rektorin, dass die Hardenbergschule bei den Qualitätskontrollen des Ministeriums hervorragend abgeschnitten habe. Das wüssten auch die Firmen ringsum: „Die nehmen unsere Schüler gern.“

Allerdings sind die Anmeldezahlen von früher 50 auf rund je 30 in den vergangenen beiden Jahren gesunken. Der Anlauf, die Gesamtschule zum Waldschlösschen zu holen, sei der Versuch gewesen, den Standort zu erhalten. Am besten fände Brigitte Preuß jedoch ein Zwei-Säulen-Modell: „Neben dem Gymnasium eine ortsnahe, andere Schulform bis Klasse 10, egal wie diese heißt; dazu separate Oberstufenzentren.“ Ein Wunsch, der vielleicht schon erhört wurde — die am Dienstag vom Land verkündete Einigung im Schulstreit scheint in diese Richtung zu zielen.

Langeweile wird bei der begeisterten Sportlerin und ihrem Ehemann im neuen Lebensabschnitt mit Sicherheit nicht aufkommen: Das Regatta-Segeln hat sie als Leistungssport zwar aufgegeben, dafür bleibt nun viel Zeit für Ausflüge mit dem Mountainbike, zum Wandern und Lesen. Außerdem will die Düsseldorferin wieder mit dem Angeln anfangen: „Ich möchte gern richtige Ruhe erleben.“