Entsorgung - Ältere bevorzugen Müllsäcke
Wer keine Tonne haben möchte, muss in diesen Tagen die grauen Rollen abholen.
Wülfrath. Alle Jahre wieder löst die Ausgabe der Restmüllsäcke eine regelrechte Völkerwanderung in der Stadt aus. Das war auch Donnerstagmorgen nicht anders, als Brigitte Vieth von der städtischen Abfallberatung sowie Dirk Beckers, Heiko Gierens und Heinz Bauer, Mitarbeiter des Entsorgers Awista, die grauen Säcke gegen Gutscheine unter der Sporthalle an der Goethestraße verteilten. Geduldig stellten sich die Wülfrather an, um ihre Müllsäcke fürs nächste Jahr abzuholen.
"Wegen des Winterwetters waren die ersten heute tatsächlich erst um 9 Uhr da", sagte Brigitte Vieth mit einem leichten Schmunzeln. "Normalerweise stehen die ersten Leute sonst schon um 8.30 Uhr vor der Tür." Neben den Restmüllsäcken bekam jeder Bürger auch zwei Rollen mit gelben Säcken.
Während es bei der Ausgabe der Säcke ruhig und entspannt zuging, platzte einigen Mietern der GWG ein paar Treppen höher im Eingangsbereich der Schwimmhalle der Kragen. Dort standen sie in der Schlange, um von ihrem Vermieter erst einmal die Gutscheine für ihre Müllsäcke zu bekommen.
"Dann müssen wir runter und können die Säcke abholen. Warum werden uns die Gutscheine nicht direkt nach Hause geschickt?", schimpfte Klaus Jöscke, der die Säcke für seine Mutter abholte: "Die schafft es hier nicht mehr hin, sie ist schon über 80 Jahre alt." Jöschke hat bereits vom Restmüllsack auf die Tonne umgestellt. "Das ist viel besser und bequemer."
Bernd David hat eine Mülltonne beantragt. "Die können wir dann draußen vor dem Haus hinstellen. Und dann gibt es im Keller keine stinkenden Müllsäcke mehr." Doch am Donnerstag musste auch er sich noch einmal für die Müllsäcke anstellen.
Für Karl-August Steckling ist die Tonne keine Alternative zum Müllsack. "Wir soll ich die schwere Tonne denn vom Keller die Treppen hoch bekommen?", gab er zu denken: "Ich bin 78 Jahre alt. Das schaffe ich nicht mehr."
Monika Eggenspieler reihte sich in die Warteschlange mit einer GWG-Gutschrift eines Mannes ein, den sie draußen vor der Schwimmhalle getroffen hatte. "Der Mann schnauft fürchterlich, er hat einen Herzschrittmacher und kommt die Treppen hier zur Schwimmhalle nicht mehr hoch. Warum muss das alles so kompliziert sein?", fragte sich die Helferin - viel Zustimmung in der Warteschlange.
Die Frage "Sack oder Tonne" sieht Hans-Peter Pfeiffer ganz emotionslos. Der Leiter des Tiefbauamtes ist für die Abfallbeseitigung in der Stadt verantwortlich und weiß um die Befindlichkeiten der Wülfrather: "Die Bürger bezahlen diesen Dienst mit ihren Gebühren und haben deshalb auch einen Anspruch darauf, dass er nach ihren Wünschen angeboten wird." Und die große Mehrheit sei eben für die Säcke.
An der Wahlfreiheit will Pfeiffer deshalb nicht rütteln. Kein Verständnis habe er allerdings dafür, dass Leute erwarten, nicht gebrauchte Säcke erstattet zu bekommen. "Die Bürger bezahlen für das bereitgestellte Müllvolumen - egal ob im Sack oder in der Tonne."
Kein Tonnen-Nutzer käme auf die Idee, für einen halbleeren Behälter eine Erstattung zu verlangen. "Und niemand würde seine Kfz-Steuer zurückverlangen wollen, weil er wenig gefahren ist."