Er hat noch immer USA-Fieber
Reise-Experte Helmut Wulfhorst war 144 Mal in den Staaten. Trump habe nicht viel geändert.
Neviges. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Als Helmut Wulfhorst 1990 zum ersten Mal die USA besuchte, brach er seinen Urlaub nach zehn Tagen ab. Er hatte in Florida eine Rundreise hinter sich und wollte eigentlich die zwei Wochen in Miami Beach vollmachen. „Ich fand das aber so grottenhässlich, da habe ich bei meiner Fluggesellschaft angerufen, ob ich nicht ein paar Tage früher abreisen kann“, sagt der 60-Jährige. Doch die vielen Eindrücke wurde Wulfhorst nicht los: „Schon drei Monate später hat es mich wieder gekribbelt.“ Mittlerweile war er schon 144 Mal bei den „Amis“ — und ist Fan. „Ich wollte eigentlich gar kein Reisebüro haben“
Daran ändert auch die aktuelle politische Lage nichts. Anfang der 90er Jahre hieß der US-Präsident noch George Bush, heute eben Donald Trump. Wulfhorst sieht das gelassen. „Es hat sich über die Jahre eigentlich recht wenig geändert“, findet er. Der typische Amerikaner sei eigentlich unpolitisch und wenn über politische Überzeugung diskutiert werde, dann häufig nur im persönlicheren Kreis. „Als Tourist bekommt man davon kaum etwas mit“, behauptet der Reise-Freund. Höchstens am Flughafen dürfte der Urlauber bemerken, dass ein leicht anderer Wind weht. „Das merken Sie dann, dass Sie noch stärker kontrolliert werden und noch mehr Fragen beantworten müssen“, sagt Wulfhorst. Konservativ sei er aber schon immer gewesen, der Amerikaner.
Der US-Tourist hat sich aber im Laufe der Jahre gewandelt. 1991 als Wulfhorst sein erstes Reisebüro in Wuppertal eröffnet hat, waren Reisen über den großen Teich für den normalen Bürger noch etwas Exotisches. Auch Wulfhorst hatte ursprünglich gar nicht vorrangig auf das Geschäft mit dem Tourismus gesetzt. „Ich wollte eigentlich gar kein Reisebüro haben. Das war für mich nur Mittel zum Zweck“, blickt der Nevigeser zurück. Als bekennender Autonarr importierte er damals für Kunden amerikanische Wagen nach Deutschland. „Über das Reisebüro wollte ich günstig an Flüge und Hotels kommen“, sagt Wulfhorst.
Doch das Geschäft mit den großen Reisen lief und nahm im Laufe der 90er Jahre stetig zu. Der heute 60-Jährige leitete 2006 — nach einer sechsjährigen Reisebüro-Pause — sein nächstes Geschäft in Essen und eröffnete schließlich 2010 den Reisedienst in seiner Heimat Neviges. Mehr als die Hälfte seiner Kunden wollen in die USA, andere lassen sich Individualreisen nach Australien oder Namibia planen.
Gerne stellt sich Wulfhorst auch größeren Herausforderungen. So ermöglichte er einer Tierärztin einen zweiwöchentlichen Aufenthalt bei den Berggorillas in Uganda oder ruft für eine exotische Übernachtung im Grand Canyon auch schon mal bei Indianern an. Für Wulfhorst besteht genau darin der Reiz seiner Arbeit. „Das macht mehr Spaß als zwei Wochen Mallorca zu verkaufen“, sagt er.
Dazu kommt es auch immer seltener. „Einfache Pauschalreisen buchen die Leute im Internet“, so der Nevigeser. Wird’s kompliziert, dann kommt Wulfhorst zum Einsatz. Seine Indianer gibt es nicht im Internet. Er lacht: „Da muss man anrufen. Und eine Bestätigung gibt es auch nicht.“ Doch für seine Empfehlungen kann er nach seinen 144 Reisen bürgen. „Ich habe fast alles selbst getestet.“