Er tauschte sein Spielertrikot gegen die Schiedsrichterpfeife

Thomas Friedrichs blickt auf viele Jahre im Fußball zurück, unter anderem beim 1. FC Wülfrath und beim Wuppertaler SV.

Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. Thomas Friedrichs war mit einer Unterbrechung zehn Jahre lang ehrenamtlicher Geschäftsführer des 1. FC Wülfrath. Bei der vergangenen Jahresversammlung des Vereins machte er Platz für Hakan Carpar. Was er für seinen Nachfolger hinterließ, war nicht zuletzt das gut sortierte Schiedsrichterwesen, das Thomas Friedrichs auf die Beine gestellt hat. Der 1. FC Wülfrath spielt aktuell in der Bezirksliga und müsste fünf Schiedsrichter stellen, tatsächlich sind es acht. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Das Problem: Wenn ein Verein die vom Verband geforderte Zahl nicht stellen kann, setzt es Geldstrafen. Davon konnte der 1. FC Wülfrath früher ein Liedchen singen. Aber auch vor seiner Zeit als Geschäftsführer beim 1. FC Wülfrath kann der 51-Jährige auf eine bewegte Vergangenheit blicken — mit einem tiefen Einschnitt.

Das Leben von Thomas Friedrichs hat sich bisher fast immer nur um Fußball gedreht. Als Jugendspieler begann er seine Karriere in der E-Jugend des Wuppertaler Sportvereins (WSV). Bis zur A-Jugend durchlief der Torwart alle Teams, war als A-Jugendlicher sogar Ersatztorwart bei der ersten Mannschaft des WSV, die damals in der Oberliga spielte, also in der früheren Dritten Liga. Stammtorwart war seinerzeit der Ex-Bundesliga-Profi Horst Dreher. „An dem bin ich nicht vorbeigekommen“, erinnert sich Thomas Friedrichs im Gespräch mit der WZ. Wohl aber an reichlich Meisterschaften. „Von der E-Jugend bis zur C-Jugend haben wir alles gewonnen“, sagt Thomas Friedrichs.

Thomas Friedrichs über seine Zeit als Nachwuchsspieler beim Wuppertaler SV

Andere Vereine klopften bei dem talentierten Nachwuchs-Torwart an, der es auch in die Niederrheinauswahl geschafft hatte, der Bundesligist Fortuna Düsseldorf zum Beispiel. „Ich habe damals in Schlupkothen gewohnt, das wäre mit der Fahrerei schlecht zu machen gewesen“, meint Friedrichs. So unterschrieb er bei seinem Stammverein, dem WSV.

Seine weitere Laufbahn führte ihn in die zweite Mannschaft des WSV, die in der Landesliga aktiv war. Die letzten beiden Jahre auf hohem Niveau spielte Thomas Friedrichs beim 1. FC Wülfrath. Ein Höhepunkt aus dieser Zeit sollte das Pokalspiel gegen den MSV Duisburg werden. Ein Sieg und der 1. FC Wülfrath wäre in die DFB-Pokal-Hauptrunde eingezogen. Der Höhepunkt blieb aus, eine Rückenverletzung riss den damals 30-Jährigen aus allen Träumen. „Ich habe vier bis fünf Mal pro Woche trainiert, von jetzt auf gleich war alles auf Null. Er erinnert sich noch an die unglückliche 2:3-Heimniederlage seines Vereins, die er als Patient im Krankenhaus mitbekam.

Sein durchgetaktetes Leben war beendet. Thomas Friedrichs war ein Jahr lang krank geschrieben. „Ich habe ruck zuck 20 Kilo zugenommen“, sagt der 51-Jährige. Nach dem Jahr Zwangspause versuchte er sich jeweils eine Saison bei den Wuppertaler Bezirksligisten Germania Wuppertal und Jägerhaus Linde. „Die Kilos gingen nicht mehr so runter, wie sie sollten“, sagt Thomas Friedrichs. Um die 20 Jahre alt hatte der 1,81 Meter große Torwart durchtrainiert 78 Kilo auf die Waage gebracht, in der Bezirksliga waren es 95 Kilo. Seine aktive Laufbahn war Anfang der 1990er Jahre beendet.

Das galt aber nicht für den Ehrgeiz, weiterhin im Fußball mitzuwirken. Thomas Friedrichs wechselte die Seiten und ließ sich zum Schiedsrichter ausbilden. In der Kreisliga A war er fast 20 Jahre lang als Referee tätig, allerdings unter immer schwieriger werdenden Bedingungen. „Das Niveau wird immer schlechter, viele Spieler haben keinen Respekt mehr“, bedauert der 51-Jährige. Ihm selbst ist allerdings schon bei seinem vierten oder fünften Spiel als Schiedsrichter „ein Spieler an die Kehle gegangen“. Dieser wurde für zwei Jahre vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Er hat allerdings leider viele Nachahmer gefunden. Gewalt in den unteren Ligen ist landesweit ein (trauriges) Thema.

Mittlerweile hat sich der 51-Jährige vom Fußball entfernt. Mit Noch-Lebensgefährtin und Bald-Ehefrau Sonja ist ihm schlichtweg die Liebe dazwischengekommen. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar und werden am 27. April in Herten heiraten. „Sie hat mir vor Weihnachten im Urlaub einen Antrag gemacht, da konnte ich nicht nein sagen“, erklärt Thomas Friedrichs mit einem Augenzwinkern.