Ex-Stuntman unter Betrugsverdacht
Die Familie des Velberter Missbrauchsopfer Kassandra gibt an, Spenden nie erhalten zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Velbert. Spenden einzusammeln, das hat dem Velberter Ex-Stuntman Heiko von der Schlippen in den vergangenen Jahren immer viel Spaß gemacht. Er veranstaltete unter anderem am Schloss Hardenberg Promi-Minigolf-Turniere. Am 18. Juli 2010 sollte die Spendensumme der Familie von Kassandra zugutekommen.
Das neunjährige Mädchen war im September 2009 von einem 14 Jahre alten Jungen schwer misshandelt und dann in einen Kanalschacht geworfen worden. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt.
Doch bislang, sagt die Familie, sei bei ihr kein einziger Cent angekommen. Deshalb hat inzwischen die Wuppertaler Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. „Wegen des Verdachts des Spendenbetrugs“, sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert am Montag unserer Redaktion.
Von dem Verbrechen an Kassandra zeigte sich der hartgesottene Ex-Stuntman immer sehr betroffen. „Das Mädchen liegt mir am Herzen“, sagte er vor zwei Jahren im WZ-Interview und rief die Velberter auf, für Kassandra und ihre Familie zu spenden.
„Das ist doch alles Schwachsinn“, weist der Stuntman die Anschuldigungen, dass kein einziger Cent an die Familie gegangen sei, zurück. Alle Spenden seien auf das Spendenkonto der Familie weitergeleitet worden, sagt von der Schlippen.
Er habe sogar sein Honorar von 1500 Euro an die Familie weitergeleitet. „Es gibt Belge, die das beweisen“, sagt er. Außerdem habe er sich darum gekümmert, dass Kassandra ein neues Zimmer bekommt. „So eine undankbare Familie. Das habe ich noch nie erlebt.“
Aber nicht nur wegen des Verdachts des Spendenbetrugs ist der Ex-Stuntman mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Laut Baumert ermittelt die Staatsanwaltschaft auch, weil er einen Rechtsanwalt um dessen Honorar geprellt haben soll.
Ob gegen ihn auch noch wegen unlauterer Werbung ein Verfahren eingeleitet wird, glaubt Baumert dagegen nicht. Der Ex-Stuntman soll für eine Spenden-Veranstaltung mit Promis geworben haben, die aber gar nicht kamen. „Aber ob das ein Straftatbestand ist?“, fragt der Oberstaatsanwalt.
Anwalt Holger Boden, der die Interessen von Kassandras Familie vertritt, war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.