Poetry Slammer Jan Schmidt: Die Bühne gibt ihm den Kick
Jan Schmidt ist ein erfolgreicher Poetry Slammer. Bei den NRW-Titelkämpfen ist er am Samstag am Start.
Wülfrath. Ruhig, ja fast schüchtern — so wirkt er im ersten Moment. Höflich, sympathisch — so der allererste Eindruck. Nein, dass Jan Schmidt im Alleingang von einer Bühne hinab einen vollen Saal mitreißen könnte, kommt nicht in den Sinn. Doch schon zwei, drei Momente später blitzt der Wortwitz auf. Ein fein Formulierender, ein pointierter Zuspitzer. Das hilft ihm auf der Bühne. Jan Schmidt ist dem Poetry-Slam verfallen und an diesem Wochenende für die Endrunde der NRW-Meisterschaften in Paderborn qualifiziert.
Ein Poetry Slam ist nichts anderes als ein Vortragswettbewerb unter Literaten. Selbstgeschriebene Texte werden vorgestellt, und am Ende küren die Zuhörer den Sieger. Auf Jan Schmidt (19) ist das Votum schon mehrmals gefallen. Dabei kannte er früher diese Form von Kultur gar nicht. „Ein Freund hatte mich mal mitgenommen. Da ich schon selbst kleine Texte geschrieben hatte, habe ich Gefallen daran gefunden.“
Seinen ersten Auftritt hatte er in der Börse in Wuppertal. „Damals bin ich schon Tage vorher vor Nervosität gestorben. Mittlerweile kommt der Kick auf dem Weg zum Mikrofon“, sagt Jan im WZ-Gespräch. Mehr als 40 Slams hat er inzwischen bestritten — zumeist in NRW. „Aber hin und wieder geht es auch mal weiter.“ Siegen, Frankfurt, Bremen — auch dort stand er schon am Mikrofon.
Jan trägt ausschließlich eigene Texte vor. „Das ist eine feste Regel. Wer kopiert, wird Spott ernten“, sagt er. Der Themenvielfalt sei keine Grenze gesetzt. „Schreiben kann man über alles.“ Er hole sich die Ideen aus dem Alltag. Dabei schreibe er nicht für die Bühne. „Meist entsteht erst der Text, bevor ich dann überlege, ob der slam-tauglich ist“, sagt Jan.
Er hält auf der Bühne immer einen Textzettel in der Hand. „Das kann ich alleine entscheiden. Ich fühle mich so aber wohler, weil ich im Zweifelsfall einfach nachgucken kann.“ Den Text nicht nur abzulesen, sondern zu performen, sei schon sein Anspruch. Das wirkt auch mehr beim Publikum, das schließlich entscheidet. Seinen schönsten Auftritt, schwärmt er, habe er im Siegener Lyx-Theater gehabt: „Vor über 300 euphorischen Zuschauern mit enorm erfolgreichen Teilnehmern zu lesen und dann zu gewinnen, ist einzigartig.“
Auf dieses Wochenende fiebert er nun besonders hin: die NRW-Poetry-Slam-Meisterschaften. Über einen Auftritt in Remscheid hat er sich für Paderborn qualifiziert in der Altersgruppe U 20. Insgesamt 20 Slammer treten in zwei Gruppen gegeneinander an, jeweils die besten vier ziehen ins Finale ein. Jan Schmidt: „Darauf hoffe ich natürlich, aber sicher ist das nie. Es kommt auf Tagesform, Startplatz und Publikum an.“