Filmregisseur Holger Haase: Vom Bürgerhaus zur Biennale
Holger Haase ist Filmregisseur. Im April dreht der Langenberger eine neue Serie fürs Privatfernsehen. Die erste Kinoarbeit ist in Planung.
Velbert. „Mein Schlüsselerlebnis hatte ich als Kind in Langenberg im Kino Rex. Das war im Winter 1983. Dort habe ich ,Star Wars — Die Rückkehr der Jedi-Ritter’ gesehen. Während wir im Kino waren, hat es draußen geschneit. Und als wir rauskamen, lag Langenberg unter einer dicken Schneedecke. Da habe ich gemerkt: Wow, ich war gerade Lichtjahre entfernt, und die Welt hat sich total verändert.“
Lebens-Künstler
Das Kino an der Hauptstraße gibt es nicht mehr, doch aus dem damals achtjährigen Holger Haase ist ein Regisseur geworden. „Filme wie ,E.T.’ oder ,Die Goonies’ haben mich geprägt“, sagt der nunmehr 36-Jährige. „Ich wollte auch Fantasiewelten schaffen. Und dann bin ich den Garten gegangen, habe Raumschiffmodelle gebaut und mit der Super-8-Kamera meines Vaters die ersten Streifen gedreht.“
Mittlerweile erreicht der Velberter, der sein Abitur am Gymnasium Langenberg machte, mehrere Millionen Fernsehzuschauer — zuletzt mit der ARD-Serie „Nordisch herb“ sowie den Sat 1-Komödien „Plötzlich fett“ mit Diana Amft und „Im Spessart sind die Geister los“ mit Michael Kessler. Während er in den 1990er-Jahren zunächst Gestaltungstechnik in Wuppertal, dann Regie an der Filmakademie Ludwigsburg studierte, arbeitete Holger Haase als technische Aushilfskraft im Bürgerhaus Langenberg.
Höhepunkte waren seine Lichtchoreographien für Produktionen der Musik- und Kunstschule, darunter „Adam“, „Momo“ und „Olymp.TV“ im Forum Niederberg. „Ich war froh, dass ich 2002 noch einmal für ,Olymp.TV’ beauftragt wurde, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich mich extrem verschuldet. Während des Studiums dreht man Kurzfilme mit knappen Budgets. Und wenn jemand wie ich glaubt, man müsste einen Kurzfilm über den Zweiten Weltkrieg machen, in dem Panzer durchs Bild fahren, ohne zu wissen, dass so ein Panzer auf 100 Kilometern 1000 Liter Sprit verbrät, kommt schnell eine Tankrechnung von damals 8000 Mark zusammen. Mann, ich war Zivi!“
Ganz entscheidend sei die Begegnung mit Ute Kranz gewesen: Die Theaterpädagogin ist bis heute für die Musikschule aktiv. „Sie hat uns gefördert und die Begeisterung für das Geschichtenerzählen geschürt. Wäre Ute nicht gewesen, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Ich sage immer: Auf meiner Oscar-Dankesrede steht Ute Kranz nach meiner Familie an zweiter Stelle.“ Den Roten Teppich konnte er zuletzt bei den Berliner Filmfestspielen erleben. Dort sei er zwar „auf ein, zwei Empfänge“ gegangen, „aber ich fühle mich auf solchen Branchentreffen absolut unwohl. Ich bin immer froh, wenn ich jemanden treffe, mit dem ich mich in eine Ecke verdrücken und ein Bier trinken kann. Da bin ich nicht extrovertiert genug. Ich bin nicht Regisseur geworden, um meine Profilneurosen zu kurieren.“
Das spiegele sich auch in seinem Führungsstil wider: „Ich bin kein Schinder, sondern verfolge das Prinzip der Motivation.“ Er akzeptiere es weder von Crewmitgliedern noch von Darstellern, „wenn aufeinander rumgehackt wird. Es ist wichtig, dass man fair miteinander umgeht.“
Aktuell in Planung ist eine Serie für Sat 1 — ein Krimiformat im Stil von „Starsky & Hutch“. Die Dreharbeiten beginnen im April in München. „Mein Traum ist es, einen eigenen Kinofilm zu drehen, also das Buch zu schreiben, Regie zu führen und die Musik zu komponieren.“
Letzteres dürfte für ihn kein Problem sein: Er spielt Klavier, Akkordeon und Klarinette. Auch das Thema ist klar: „Ich ackere an einer Science-Fiction-Geschichte, die in Deutschland finanzierbar wäre. Darin gibt es keine Laserwaffen und keine unerklärlichen Superkräfte.“ Man müsse sich schließlich entwickeln. Nicht bis zur Unendlichkeit, aber viel, viel weiter . . .