Flüchtlinge: Bürger stärker einbeziehen
Alle Parteien sprechen sich für mehr Information aus.
Die Unterschriftenliste gegen die Einrichtung von Wohncontainern für Flüchtlinge im Gewerbegebiet Fliethe sorgt weiterhin für Unruhe. Die beiden Mütter, die Stimmen gegen die Einrichtung der Container sammeln, hatten sich öffentlich darüber gewundert, dass sie von Stadt und Politik nicht zu dem Vorhaben informiert und befragt wurden.
Das allerdings stimmt so nicht, entgegnet Manfred Hoffmann (SPD). „Zu Jahresbeginn haben wir an Infostände in der Stadt zu diesem hochsensiblen Thema versucht, mit Bürgern ins Gespräch zu kommen.“ Die Reaktion der Unterschriftensammler zeigt, dass diese Bemühungen anscheinend nicht gereicht haben. „Nach dem Motto ’jetzt erst recht!’ müssen wird weiter informieren.“ Von Anfang an Flüchtlingshilfe-Initiativen einzubeziehen, wäre „optimal“ gewesen.
Wolfgang Peetz, Chef der Wülfrather Gruppe: „Die Sitzungen zum Thema waren öffentlich. Jeder Bürger hätte daran teilnehmen können.“ Fakt ist aber auch, sagt das Ratsmitglied, dass es „bislang noch keinen Beschluss“ gibt. „Die Fortunastraße hat als Standort allerdings oberste Priorität“, in der kommenden Woche wird ein Lärmgutachten erwartet, dann sieht man weiter. Bevor aber noch mehr Unruhe entsteht, will die Wülfrather Gruppe die Initiatoren der Unterschriftenaktion einladen, um die Situation aufzuklären. Optimalerweise mit einer Kurzbegehung an der bisherigen Unterkunft Wilhelmstraße. „Es ist ein Unterschied, ob ich von imaginären Flüchtlingen spreche oder die Familien mit ihren Kindern als konkrete Personen erlebe.“
„Offensichtlich hätte im Vorfeld besser mit den Anwohnern kommuniziert werden müssen“, sagt Stephan Mrstik, Die Grünen. Oft gäbe es latente Angst vor Fremden, „als ginge eine Bedrohung von ihnen aus. Dabei gab es bislang so gut wie keine Probleme in Wülfrath mit Asylsuchenden“. Bei den Flüchtlingen gehe es teilweise um die nackte Existenz, sie haben ihre Heimat und Sprache verloren und wollen bloß erstmal zur Ruhe kommen, sagt Mrstik. „Wir müssen noch mal auf die Bewohner der Siedlung Karlshaus zugehen, um ihnen ihre Ängste zu nehmen.“
Ins Gespräch kommen will auch die CDU, wie deren Chef Andreas Seidler sagt. Allerdings hält Seidler die Aufregung für verfrüht. „Noch ist nichts beschlossen“, sollte nach dem Lärmschutzgutachten kein Grünes Licht gegeben werden können, würde alternativ das Bahnhofsareal als neuer Standort ausgewählt. „Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sind sich Mitglieder aller Partein einig. von/neuk