Flüchtlinge zeigen ihr Herz für Mütter

Bei der Ferienaktion der Diakonie schufen 14 Flüchtlinge Kunstwerke aus Ytong-Steinen.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Faramoz hat in den vergangenen Wochen wohl noch häufiger an seine Mutter gedacht, als er es ohnehin schon tut. Vor neun Monaten ist der 14-Jährige von Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. In der Behördensprache ist er ein unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling, übersetzt heißt das schlicht: Faramoz ist allein gekommen. „Ich vermisse meine Mutter“, sagt er, setzt dabei aber ein schelmisches Lächeln auf, so, wie es 14-Jährige eben tun. Vor seinem Bauch hält er dabei ein rotes Herz — ein Kunstwerk aus Stein, dass er in Wülfrath für seine Mutter geschaffen hat. Ob er es je überreichen kann, weiß niemand so genau.

Foto: Achim Blazy

Faramoz ist einer von 14 jungen Flüchtlingen, die sich in einer Ferienaktion der Bergischen Diakonie und des offenen Ateliers als Steinmetze versucht haben. Unter dem Titel „Spuren hinterlassen“ bearbeiteten sie Ytong-Steine nach ihren eigenen Vorstellungen. Fünfmal trafen sich die Nachwuchskünstler zum Arbeiten an ihren Skulpturen, jetzt wurden die fertigen Werke an ihre Schöpfer übergeben.

„Wir wollten den Jungs eine Möglichkeit geben, sich auch einmal nonverbal Ausdruck zu verleihen“, erklärt Sunci Matijanic. Die Kunsttherapeutin hat den Ferienkurs mit den jungen Künstlern im offenen Atelier geleitet.

Mit Feilen, Hämmern und Meißeln verwandelten die Jungs die anfangs rund einen Meter hohen, weißen Steinblöcke Schritt für Schritt in ihre ganz persönliches Kunstwerke. „Einige standen am Anfang da, und wussten absolut nicht, was sie mit den Steinen anfangen sollen“, erinnert sich Matijanic. Dann hätten sich die Jungs teilweise in Gruppen beraten oder gemeinsam an einem Werk gearbeitet.

Neben der schlichten Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen diente die Ferienaktion auch einem anderen Zweck: der Ablenkung von dem, was die Flüchtlinge zum Teil erlebt haben. „Wenn wir uns getroffen haben, herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Die Jungs wirkten einfach einen Moment lang unbeschwert“, so Matijanic.

Entstanden sind in den vielen Stunden im Atelier unterschiedliche Skulpturen — vom abstrakten Kunstwerk bis zu sehr greifbaren Werken wie Schalen, Schriftzügen oder stilisierten Menschen. „Viele der Jungs haben die Werke ihren Müttern gewidmet“, sagt Kunsttherapeutin Matijanic. Faramoz ist nur einer von ihnen. Der junge Mostafa hingegen hat mit seinem Werk einen Mann nachempfunden. „Ich dachte einfach, dass mir das gut gelingen könnte“, sagt er. Anfangs habe er zwar Probleme gehabt — mit dem Endergebnis aber ist er sichtlich zufrieden.

Was die Nachwuchskünstler nun mit ihren Figuren anstellen, ist ihnen überlassen. Für Faramoz ist das jedoch keine Frage: „Ich stelle das Herz in mein Zimmer“, stellt er fest. Vielleicht wird es auch seine Mutter irgendwann einmal sehen können.