Flüchtlingskinder haben Schwimmunterricht
Ein tragischer Unfall brachte den Stein ins Rollen. Nun wurden die ersten Abzeichen verteilt.
Wülfrath. Ein tragisches Ereignis brachte den Stein ins Rollen: „Der tödliche Badeunfall eines jungen Flüchtlings machte mich nachdenklich“, berichtet der städtische Flüchtlingsberater Reiner Schmidt. Ein Kurs musste her, um Jugendlichen, die aus den Krisenregionen dieser Welt nach Deutschland gekommen waren, die nötige Sicherheit im Wasser zu bieten. „Wir machen die Kinder fit für den Schwimmunterricht in der Schule“, bekräftigt Schmidt.
Im Februar ging es los — und heute, nach insgesamt 15 Unterrichtsstunden, die jeweils samstags stattfanden, blicken acht Teilnehmer strahlend auf ihre Erfahrungen zurück. „Mir hat es sehr gut gefallen“, erzählt die 15-jährige Silav. Nur vor dem Springen habe sie noch ein wenig Angst, gibt die Irakerin zu. Kursleiterin Heike Morche jedoch stellt mit Blick auf die Schülerin klar: „Sie springt schon mutig von oben rein.“
An Silavs Seite war in der Wülfrather Wasserwelt stets auch ihre zwölfjährige Schwester Tara. In einem Hallenbad ins kühle Nass zu springen, war für die Jugendlichen ein gänzlich neues Erlebnis: „Früher im Irak haben wir auch mal bei einem Picknick gebadet“, erzählt Silav, fügt jedoch hinzu: „Aber nur da, wo wir noch stehen konnten.“
Mittlerweile haben die Schüler einiges gelernt: „Wir sind auch untergetaucht“, verrät Elav (12), ebenfalls Irakerin, und seit dem Schwimmkurs mit Silav und Tara befreundet. Die Teilnehmer des Kurses sind offensichtlich hochmotiviert, sich auch weiterhin regelmäßig im Wasser zu bewegen: „Wir möchten gern auch den nächsten Kurs im September wieder mitmachen“, sagt Elav — und erntet heftiges Nicken ihrer Mitstreiter, die allesamt an der Sekundarschule Wülfrath an der Bergstraße unterrichtet werden.
Die ist ein enger Partner bei der Umsetzung des Projekts — genau wie die Schwimmschule Pinguin und der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes, der den Kurs im Rahmen seiner Aktion „Wülfrather Kinder in Not“ finanzierte. „Alle haben sehr gut mitgezogen“, freute sich Schmidt — und lobt zugleich die hohe Disziplin der Schüler: „Sie waren sehr zuverlässig.“ Auch konservative Eltern habe er von seinem Vorhaben überzeugen können.
Im Zuge des Kurses machten einige der Schüler auch ihr „Seepferdchen“. Doch selbst jene, bei denen es für das Frühschwimmerabzeichen noch nicht reichte, durften sich am Ende des Kurses als Motivationshilfe über ein Seepferdchen als Schlüsselanhänger freuen. Wer noch Nachholbedarf hat, soll auf jeden Fall auch am nächsten Kurs teilnehmen. Andere können dann das Abzeichen in Bronze erreichen. „Dazustoßen sollen auch Kinder ohne Fluchthintergrund und mit Problemen beim Schwimmen“, betont Reiner Schmidt. Denn schließlich ist es Untersuchungen zufolge auch um die Schwimmkünste einheimischer Kinder oft nicht gerade gut bestellt.
Interessenten am zukünftigen Schwimmkurs gibt es genug: „Mehrfach sind Kinder in den letzten Monaten zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie auch gerne dabei wären“, erzählt Schmidt. Und für die Schützlinge mit Flüchtlingshintergrund hat er einen Tipp parat: „Ein Besuch im Schwimmbad ist das preiswerteste Freizeitvergnügen, das es gibt.“