Ordnungsamt kämpft gegen wilden Müll

Agnes Kausche und Melanie Nonn arbeiten im Außendienst des Ordnungsamtes. Eine Arbeit, die schnell ekelig werden kann.

Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. Park- und Müllsünder, rücksichtslose Hundehalter, Zigarettenschnipser und viele mehr — das sind die „Kunden“ der Außendienstmitarbeiterinnen des Ordnungsamts. Vier Teilzeitkräfte mit insgesamt 74,5 Arbeitsstunden hat die Stadt. Ihr Aufgabengebiet umfasst die Überwachung des ruhenden Straßenverkehrs und die Wahrung des kommunalen Ordnungsdienstes, der eine Bandbreite von Jugendschutz über wilde Müllkippen bis hin zu Hundekot umfasst. „Das ist bisher die höchste Stundenzahl im Bereich der Verkehrsüberwachung und des Kommunalen Ordnungsdienstes, die Wülfrath je hatte“, sagt Ordnungsamtsleiter Sebastian Schorn im Gespräch mit der WZ. Früher waren es weniger Stellen, aber mehr gehen derzeit auch nicht. An diesem Tag sind Agnes Kausche (39) und Melanie Nonn (36) im Einsatz. Der beginnt gleich mit einem Anruf. Ein Hausmeister meldet, dass eine Frau Müll an einer Bushaltestelle an der Kastanienallee ablegt. Die beiden Ordnungsamtsmitarbeiterinnen fahren sofort los, vielleicht treffen sie die Müllsündern noch an Ort und Stelle an.

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Melanie Nonn, Außendienstmitarbeiterin des Ordnungsamtes

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In der Kastanienallee angekommen, ist die Frau leicht ausgemacht. Der Hausmeister kennt sie. Es handelt sich um eine Mieterin, die an diesem Tag ihre Wohnung räumen soll und ihren Sperrmüll ablegt. Agnes Kausche und Melanie Nonn wollen gerade an die Wohnungstür klopfen, als unvermittelt ein Nachbar auftaucht. Der Mann ist nur mit T-Shirt und Unterhose bekleidet und beobachtet das Szenario wortlos. Die beiden Ordnungsamtsmitarbeiterinnen ignorieren ihn und erklären der jungen Frau, dass sie ihren Sperrmüll wieder einsammeln muss, da erst in einer Woche Abholtermin ist. Diese scheint einsichtig, der Einsatz ist beendet. „Manche wissen gar nicht, dass sie einen Fehler machen“, sagt Agnes Kausche. Sie setzt zunächst auf Aufklärung. Ob sie in Situationen wie mit dem leicht bekleideten Mann nicht auch mal Angst bekommt? „Nein, das ist zwar unschön, aber nicht so schlimm“, sagt Agnes Kausche selbstbewusst.

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Die nächste Station ist die Memeler Straße. Am Vortag war den Ordnungsamtsmitarbeiterinnen eine wilde Müllkippe aufgefallen, die aber beseitigt wurde. „Manchmal fruchtet die Ansprache“, sagt Agnes Kausche zufrieden. Die Papiercontainer an der Ellenbeek wiederum sind vermüllt. Ein Verursacher ist nicht auszumachen, es wird ein Fall für Awista, dem von der Stadt beauftragten Entsorgungsunternehmen. „Wir kennen natürlich die Stellen, an denen illegal Müll abgeladen wird“, erklärt Melanie Nonn, „aber wir können nicht überall sein.“

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Der ehemalige Bahnhof gehört ebenfalls zu den regelmäßigen Anlaufpunkten des Ordnungsamtes. Der wurde in der Vergangenheit von Jugendlichen gerne für Feiern genutzt. Das Ordnungsamt hatte dafür gesorgt, dass das marode Gebäude eingezäunt wurde. Dahinter steht ein Schrottauto. „Das ist Privatgelände“, darum entfernen wir es nicht“, sagt Agnes Kausche.

Eigentlich soll es langsam den Parksündern an den Kragen gehen. Einen einzigen hat es bisher erwischt. Doch eine erneute Beschwerde aus der Kastanienallee ändert den Plan. Die junge Frau stellt angeblich noch mehr Sperrmüll auf die Straße, statt ihn zu entfernen. „Jetzt holen wir uns die Personalien und wenn der Sperrmüll stehenbleibt, gibt es ein Bußgeld“, sagt Agnes Kausche einen Ton schärfer.

Zurück in der Kastanienallee wird die Geschichte der Müllsünderin klarer. Sie berichtet, dass ihr Vermieter ihr zwei Tage zuvor mitgeteilt habe, dass sie ihre Küche entsorgen solle. Sie wisse einfach nicht, wohin damit, weil sie an diesem Tag die Wohnung räumen müsse. Die beiden Ordnungsamtsmitarbeiterinnen zeigen Verständnis und haben die rettende Idee: Am folgenden Tag ist Abholtermin in der Schillerstraße. Die junge Frau soll sich Marken besorgen und den Sperrmüll dort hinbringen. Das ist mit ihrem Kleinstwagen zwar nicht einfach, aber die beste Lösung. „Sperrmüll darf eigentlich erst am Abend vor der Abholung herausgestellt werden, aber in diesem Fall geht das wohl nicht anders“, sagt Melanie Nonn.

Das nächste Ziel ist die Innenstadt, aber auch dort bleiben etwaige Parksünder verschont. Im Bereich Zur Loev haben Unbekannte vier schwarze Müllsäcke abgelegt, die buchstäblich zum Himmel stinken. Was folgt, ist der ekelhafteste Teil der Arbeit der beiden Außendienstmitarbeiterinnen: Mögliche Verursacher feststellen und in die Müllsäcke schauen. „Ich halte die Luft an, aber in diesem Fall kümmern wir uns nur noch um die Entsorgung“, sagt Melanie Nonn. „Es ist unglaublich. Bei Vorfällen wie in der Kastanienallee bekommen wir sofort Anrufe, hier mitten in der Stadt nicht“, ergänzt Agnes Kausche.

Sowohl beim Gang durch die Innenstadt als auch durch den Generationenpark wird deutlich, dass die beiden Ordnungsamtsmitarbeiterinnen bei den Bürgern beliebt sind. Viele grüßen die beiden im Vorübergehen, auch einige Kinder. „Mit Anfeindungen haben wir kaum Probleme“, bestätigt Melanie Nonn.

Inzwischen geht ein weiterer Beschwerdeanruf ein. Der stammt diesmal aus der Schillerstraße. Agnes Kausche und Melanie Nonn müssen herzhaft lachen.