Förderschule gibt Kindern die Chance, sich zu entwickeln

Die Evangelische Förderschule der Bergischen Diakonie Aprath wurde vor 60 Jahren gegründet. Das pädagogische Konzept überzeugt.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Die Schule ist anders. Kinder, die am Erfurthweg in Wülfrath unterrichtet werden, sehen das jedenfalls so. „Ich fühle mich verstanden und finde die Lehrer nett“, steht auf einer der Karten, verfasst wie all die anderen von Schülern der „Evangelische Förderschule der Bergischen Diakonie Aprath“ zum Geburtstag des Unterrichtshauses.

60 Jahre besteht die Schule mit ihrem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Welche Lebensgeschichten sich bei den Kindern dahinter verbergen, verhehlt Schulleiterin Susanne Rienas nicht. „Die Kinder sind stark belastet. Sie hatten Geschichten erlebt, die eigentlich kein Mensch erleben möchte.“ Das Geschehene können Schüler endlich hinter sich lassen. Unter dem schützenden Dach in Aprath haben sie ein Zuhause gefunden. „Es gibt viele Möglichkeiten, was man machen kann, wenn es einem schlecht geht.“ So empfindet dies ein Kind auf einer anderen Glückwünschkarte an die Schule.

Ziel ist, dass die Kinder und Jugendlichen irgendwann wieder in eine Regelschule gehen können. „Das gelingt uns durchaus“, sagt Schulleiterin Rienas. Richtig stolz machen sie, das Lehrerteam sowie Evelyn Leon, Leiterin des Jugendhilfeverbundes der Bergischen Diakonie, zu der die Schule gehört, die besonders erfolgreichen Fälle. „Wir haben auch Schüler, die von uns direkt aufs Gymnasium wechseln.“ Perspektivisch wird dies allerdings immer schwieriger. Die Gesellschaft verändert sich. Kinder sind immer belasteter.

Gefeiert wird der runde Jahrestag mit unterschiedlichen Aktionen. Auftakt war jetzt eine Fachtagung. In den Sommerferien soll der Pausenhof anlässlich des Schulgeburtstages unter anderem neue Spielgeräte bekommen, gefördert von einem Wuppertaler und dem Wülfrather Lionsclub. Im Herbst baut dann ein Mitmach-Zirkus sein Zelt in Aprath auf; die Schüler werden zu Akrobaten und Jongleuren, bereiten sich auf die Aufführung vor. „Das“, sagt Schulleiterin Rienas, „ist das Geburtstagsgeschenk an die Kinder.“

Mit 16 Jugendlichen hatte Diakonisse Johanna Jacob vor 60 Jahren den Unterrichtsbetrieb aufgenommen und eine Schule für „sittlich gefährdete Mädchen des Koxhof“ gegründet. Rasch wurde diese als Volksschule anerkannt. Längst ist daraus die heutige Förderschule geworden, eingebunden in das Netz der Kinder- und Jugendhilfe der Bergischen Diakonie Aprath. Es ist einer der größten Jugendhilfeträger in der Region. Damit haben die Wülfrather ein umfängliches Angebot der Kinder- und Jugendhilfe direkt vor ihrer Haustür.

Die Erziehungsberatungsstelle im Wülfrather Rathaus gehört beispielsweise in diesen Verbund. „Ich finde es gut, dass man hier wieder in den Schulalltag zurückkommen kann.“ Dass Schüler, wie auf einer weiteren Karte zu lesen ist, vom Lernen in Aprath derart begeistert sind, überrascht Susanne Rienas nicht. „Es ist unsere besondere Haltung: Entscheidend ist nicht, was ein Kind soll, sondern was ein Kind kann.“