Fortbildung: Butterfly im Sportgalopp
In der Bewegungswerkstatt drücken Lehrer aus dem gesamten Kreis die Schulbank, um Neues für den Unterricht zu lernen. Claudia Schröder ermutigt die Kolleginnen, sich einzubringen, Wünsche zu Fortbildungsthemen zu nennen.
Wülfrath. „Und turn around“, ruft Heide Förster in die Runde. Die 22 Frauen hören ihr aufs Wort. Eine schnelle Drehung — und schon geht’s pärchenweise weiter rund um den Mittelkreis. Aus dem Ghettoblaster hallt Westernmusik, deren Rhythmus vom Stampfen und Klatschen betont wird.
Lehrerinnen aus Grund- und Förderschulen der Region werden zu Saloon-tauglichen Tänzerinnen, wenn sie den „Butterfly im Seitgalopp“ wagen — ein weiteres „Bild“, das Heide Förster von ihren Schülerinnen bei diesem Square Dance einfordert.
Einmal im Monat öffnet in der Turnhalle der Grundschule Lindenstraße in Wülfrath die Bewegungswerkstatt (BWW). Als Beraterin im Schulsport für den Kreis Mettmann ist Grundschullehrerin Claudia Schröder gemeinsam mit ihrer Kollegin Angelika Besche-Gronenschild Ansprechpartnerin. In der Werkstatt werden Sportlehrer, aber auch fachfremd unterrichtende Pädagogen wieder zu Schülern.
Claudia Schröder ermutigt die Kolleginnen, sich einzubringen, Wünsche zu Fortbildungsthemen zu nennen. So kam auch aus dem Kreis der Lehrerinnen der Vorschlag, das Thema Tanz zu behandeln. Die Mettmanner Diplom-Sportlehrerin Heide Köster weiht die Kursteilnehmerinnen — zu diesem Thema ist kein „Alibi-Mann“ dabei — in die Möglichkeiten ein.
Zum Warmmachen gibt’s eine Tarantella im moderaten Tempo. „Fäuste, Fäuste, Hände, Hände, Ellenbogen, Guten Tag“, ruft Förster im Stakkato und führt die passenden Bewegung vor. Unerschrocken steigen die Lehrerinnen ein, lächeln, wippen im Takt.
Einfache Koordinationsübungen, die Schritt für Schritt ausgebaut werden — Förster skizziert in der Werkstatt, wie mit einfachen Mitteln Schülerinnen und vor allem auch Schüler animiert werden können. „Das ist ja auch die Idee, die hinter der Bewegungswerkstatt steckt: Es soll praxisnah sein“, sagt Schröder.
Die Bedeutung des Sportunterrichts werde an Grundschulen zunehmend größer, sagt Angelika Besche-Gronenschild.
„Wir sehen schließlich die Bewegungsmängel der Kinder.“ Probleme in der Augen-Hand-Koordination, Defizite im sensomotorischen Bereich: Diese sind nicht mit klassischem Matten-Turnen und simplen Ballspielen auszugleichen. Der Unterricht soll vielfältiger werden — auch dafür liefert die Bewegungswerkstatt Impulse. Schröder: „Wir beraten uns hier eigentlich gegenseitig.“
Es muss nicht immer HipHop sein. Den Square Dance, das weiß Heide Förster, machen auch Jungen gerne mit. Und er bietet den Lehrerinnen viele Möglichkeiten, den Anspruch zu steigern: Erst ein Gehen im richtigen Takt, Drehungen, Vorwärts-Rückwärts-Schritte — oder eben der Butterfly, bei dem sich die Handflächen der Partner bei weit ausgestreckten Armen berühren.
„Da sich die Elemente beim Square Dance wiederholen, kommt man immer wieder schnell rein, wenn man mal aus dem Takt.“ Das gefällt auch den Lehrerinnen. Denn nicht jeder, der im Sport ein Ass ist, bekommt auch im Tanz sofort Höchstnoten.
In der Bewegungswerkstatt werden immer neue Schwerpunkte gesetzt. Da darf dann auch ein wuchtiges Stück Aerobic nicht fehlen. Zu „Move your body“ wird jeder Schritt betont, jede Armbewegung zum wummernden Basslauf ausgereizt. Tanzen, lachen, Spaß haben — diese Fortbildung macht gute Laune. Mit muffigem Sportunterricht hat das nichts zu tun.