Freiwilliges Soziales Jahr: Nach Israel für Kost und Logis
Die Abiturienten Anna Klus und Nils Keller gehen weit weg aus der Heimat — in den Nahen Osten.
Wülfrath. Salz aus dem Toten Meer und je eine Rose aus Jericho: Religionslehrer Klaus-Peter Rex hat für Anna Klus (18) und Nils Keller (19) kleine Geschenke — Vorfreude für eine eher ungewöhnliche Zeit, die für die beiden frischgebackenen Abiturienten des Gymnasiums ansteht: Sie absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Israel.
Israel: Wie kam es zu diesem Ziel?
Nils Keller: Wir waren mit der Schule im vergangenen Herbst dort. Für mich war klar, dass ich nach dem Abi ein Jahr ins Ausland wollte. Es sollte nicht Amerika oder Australien sein. Außerdem will ich mit dem Auslandsjahr dem doppelten Abi-Jahrgang entfliehen. Anna Klus: Auch ich wollte ein ganz anderes Ziel, eine andere Kultur. In Israel hatte ich mich sofort sehr wohl gefühlt.
Habt ihr die Idee zusammen gehabt?
Keller: Nein. Gar nicht. Wir haben auf dem Schulhof erfahren, dass wir beide gleiche Ideen verfolgen. Und dann waren wir in der Sache zusammen unterwegs.
Was erhofft ihr euch in Israel?
Keller: Neue Erfahrungen, neue Kontakte, natürlich auch Spaß. Ich habe die israelischen Menschen als sehr, sehr freundlich empfunden.
Ist es einfach, eine FSJ-Stelle in Israel zu finden?
Klus: Nein. Die großen Organisationen bieten da nicht viel an. Und für die muss auch viel langfristiger geplant werden. Ich war da ja eher spontan. Wir haben uns dann an Herrn Rex gewandt, der für unsere Schule mit dem Verein Lot ja die Austausche mit Israel organisiert.
Und dann ging’s ganz schnell?
Klaus-Peter Rex: Auch dann nicht. Über den Verein Lot und Morris Goldstein von unserer Partnerschule sind dann Möglichkeiten entstanden, so eher unter der Hand. Das hat aber seinen eigenen Charme.
Und wo führt der Weg schließlich hin?
Klus: Das ist der Deutsche Verein „Kirche und Jugend Alyah“, der Jugenddörfer in Israel betreibt. Zehn Monate geht es dorthin, Ende September, Anfang Oktober. Keller: Wir werden in der Region Kiryat Malakhi sein, das ist südlich von Tel Aviv, eine Stunde mit dem Bus entfernt.
Was macht ihr dann dort genau?
Keller: Die ersten zwei Wochen geht es in die Landwirtschaft. Da kann man sicher viele Kontakte auf dem Feld knüpfen (er lacht). Klus: Danach sind wir in der Betreuung in Jugendgruppen tätig. Wir sind dann aber mehr großer Bruder und große Schwester, unternehmen etwas mit den Kindern, verbringen Zeit mit ihnen, helfen bei Aufgaben.
Und gibt es Geld dafür?
Klus: Nein. Das ist nur bei größeren Organisationen der Fall. Es gibt nur Kost und Logis.
Wie haben Eltern und Freunde reagiert, als ihr von euren Plänen berichtet habt?
Keller: Meine Eltern hatten sowas erwartet. Freund und Bekannte waren eher skeptisch. Klus: Bei mir auch. Meine Mutter hatte damit gerechnet. Mein Vater ist noch zögerlicher. Die Freunde weisen immer auf die Zustände hin.
Welche Auswirkung haben die Pläne der beiden Abiturienten auf den laufenden Austausch zwischen Wülfrather Gymnasium und der Schule in Be’er Tuvia?
Rex: Einen großen, denke ich. Das stellt die Beziehungen noch einmal auf ein neues Niveau. Wer weiß, vielleicht können in Zukunft regelmäßig solche FSJ-Angebote geschaffen werden. Im Oktober fahren wieder 27 Gymnasiasten nach Israel. Und im April 2014 schon die nächste Gruppe.