Freizeit in Ratingen - Abfahrt auf Gleis 2: Mit Volldampf in die Vergangenheit
Die Firma Railflex Event bietet im Sommer regelmäßig Dampflok-Fahrten durch das Angertal an. Die WZ war bei der letzten Tour dabei.
Ratingen. Die Fahrgäste drängen sich auf dem Bahnsteig an Gleis 2 am Ostbahnhof. Immer wieder schauen sie auf die Uhr: es ist Sonntagmorgen, 9.20 Uhr. Sie warten gespannt auf den Zug: "Wann kommt die Lok endlich?" Ist es bald soweit?" "Ich bin ja so aufgeregt." Das sind Sätze, die häufig aus der Menge Mensch, die am Gleis steht, zu hören sind. Dann ist es endlich soweit: Die 68 Jahre alte Dampflok mit den alten Abteilwagen rollt an.
Mit einem lauten Pfeifen hat sie sich, schon lange bevor sie überhaupt zu sehen ist, angekündigt. Die Fahrgäste gehen vor an den Rand des Bahnsteigs. Sie wollen sehen, wie die Lok in den Bahnhof einfährt. Eifrig kramen sie in ihren Taschen, holen ihre Digitalkameras raus - ein Schnappschuss gleich zu Beginn der Tour muss sein.
Rund 140 Leute fuhren am Sonntag mit bei einer historischen Dampflokfahrt der Firma Railflex Event. Das Unternehmen bietet in den Sommermonaten regelmäßig sonntags zwei Touren an. Am Wochenende ging es von Ratingen-Ost zunächst nach Hösel, Essen, von da aus nach Duisburg, zurück nach Lintorf und dann durch das Angertal.
Für manche kann die Strecke aber nicht lang genug sein. "Vielleicht schenken sie uns noch eine Extra-Runde", scherzt Rolf Tigges, der sich auf die Tour schon seit langem freut. "Ich bin noch nie mit einer Dampflok gefahren. Heute ist also Premiere für mich", sagt Tigges Mitreisender Wolfgang Thier.
Und die beginnt um Punkt 9.30 Uhr: Der Zug setzt sich ganz langsam in Bewegung. Zu hören sind Zischgeräusche, in den Wagons rüttelt es mit jedem Ruck der Dampfmaschine, dann irgendwann hat die Lok Reisegeschwindigkeit erreicht.
Manche Gästen haben es sich im Speisewagen gemütlich gemacht. Alte Lampenschirme mit Quasten an den mit Holz vertäfelten Wänden spenden Licht, auf den roten Polstersitzen lässt sich das Frühstück genießen. Gans besonders schön ist die Aussicht im legendären Rheingold-Wagen aus den 60er Jahren: Dort sitzen die Fahrgäste unter einer Glaskuppel und genießen nicht nur ihren Kaffee und Marmeladenbrötchen, sondern dazu den Panoramablick in die Landschaft.
Für manche ist aber die Dampflok nicht nur von innen sehenswert. Immer wieder - bis zur Endstation in Flandersbach - sind von dem Zug faszinierte Menschen zu sehen, die an den Gleisen stehen - mitten in der Landschaft. Sie haben ihre Kameras aufgestellt, um die Dampflok während der Fahrt zu fotografieren. Dies ist auch auf dem letzten Abschnitt auf der Kalkbahnstrecke von Lintorf nach Wülfrath der Fall.
Der Weg führt jetzt 17 Kilometer durch das Angertal - und auch jetzt ertönt wieder das nostalgische Pfeifen der Lok. Die Reise geht vorbei am Blauen See, der Papierfabrik, der Auermühle und der Müschenau. Es ist ein herrlicher Ausblick auf die Wald- und Wiesenlandschaft. Manche haben die Fenster geöffnet. Sie schauen sich das Idyll von dort aus an und lassen sich den Fahrtwind um die Nase wehen.
Dann wird der Zug langsamer und langsamer, in den Abteilen fängt es wieder an zu Rütteln. "Ist die Zugfahrt gleich zu Ende? Wie schade, es war so schön", sagt Marlene Richter. Dann pfeift die Lok noch ein letztes Mal. Sie und die 140 Passagiere sind in Flandersbach angekommen.