Gartenbauverein schunkelt zum 80-jährigen Bestehen
Gegründet wurde der Verein ursprünglich im Dritten Reich zur Selbstversorgung. Bis heute werden Tipps für den grünen Daumen weitergegeben.
Neviges. „Wir sind kein Kirchenchor“, stellte Dirigent Klaus Möbius den Shantychor Haßlinghausen vor. Als die blauen Jungs nach einiger Zeit die Reeperbahn nachts um halb eins besangen, kam Stimmung ins Zelt am Parkhaus Seidl: Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Neviges hakten sich unter und schunkelten. Der maritime Chor aus der Wuppertaler Nachbarschaft war der Höhepunkt zur Feier des 80-jährigen Bestehens des Vereins.
Die Lieder vom Meer und der Seefahrt weckten beim stellvertretenden Bürgermeister Emil Weise Vorfreude auf den Urlaub: „In 14 Tagen fahre ich an die Ostsee, nehme an der Hansesail teil und darf mit einem alten Schiff auslaufen.“ Der Vizebürgermeister überbrachte nicht nur die Grüße von Rat und Verwaltung, sondern auch eine Ehrenurkunde und eine Spende von 80 Euro für die Vereinskasse. „Wir haben es ja nicht so dicke, aber immerhin haben wir wieder einen ausgeglichenen Haushalt“, frohlockte er.
Bevor Emil Weise den Siegern um den schönsten Garten die Urkunden überreichte, sprach er von seinem grünen Daumen: „Ich bestelle eine kleine Fläche mit Tomaten und Gurken - das macht schon Spaß.“ Der erste Preis ging nach Langenberg: Die Familie Verheyen hatte nach Ansicht der Gartenbegeher die schönsten Anpflanzungen, gefolgt von Familie Lenz, ebenfalls Langenberg. Der dritte und vierte Preis ging an die Schlüters und Eschbergers aus Neviges. Den fünften Preis vergaben die Juroren gleich zweimal, einmal an die Lengwinats aus Neviges und an Familie Bringschulte aus Langenberg. Neben den Urkunden erhielten die Sieger eine riesige Dahlie.
Blumen gab es auch für den ersten Vorsitzenden Gert Teichmüller, weil er seit Jahren den Verein erfolgreich führt und gegen den Trend immer neue Mitglieder gewinnen kann. Ebenso bedankte sich der Vorstand bei Franz Seidl. „Wir sind hier gut aufgehoben, das ist wie zuhause“, beschrieb Teichmüller die Gastlichkeit. Die Seidls bedienen die Gartenfreunde immer gerne. „Das ist ein sehr aktiver Verein, zu dessen Versammlungen kommen mindestens 50 Leute“, merkte Franz Seidl am Rande des Festes an und erinnert sich noch eine Besonderheit: „Als in den Gaststätten noch geraucht werden durfte, war unter den Gartenfreunde keiner, der qualmte.“
Seinen Ursprung nahm der Obst- und Gartenbauverein im Dritten Reich, „um die Selbstversorgung des Deutschen Volkes durch Nahrungsmittel von der eigenen Scholle sicherzustellen“. Erster Vorsitzender war der pensionierte Lehrer Heinrich Frenking, der Monatsbeitrag wurde auf 35 Reichspfennig festgesetzt, dafür gab es neben einer Fachzeitschrift verbilligten Torf, Dünger und die Möglichkeit, vereinseigene Gartengeräte zu nutzen. Inzwischen werden das ganze Jahr über Veranstaltungen angeboten, von Gartenbegehungen, Pflanzenbörsen, Studienfahrten bis hin zu praktischen Vorführungen, bei denen es um den Schnitt von Obstbäumen oder Ziergehölzen geht.
Bei alledem kommt das Gesellige nicht so kurz, so wie am Wochenende. „Das war ein rundum gelungenes Fest“.