Gesamtschule: Neviges ist als Standort Kandidat
Bildung: Eine Bürgerinitiative fordert eine „Schule für alle“ in jedem Stadtteil.
Velbert. Matthias Gohr gibt sich kämpferisch: "Wir wollen die zweite Gesamtschule für Velbert. Und zwar nicht irgendwann, sondern zum kommenden Schuljahr", sagt der Sprecher der Bürgerinitiative. In einem Pressegespräch fordert er Bürgermeister Stefan Freitag auf, nach der Schulausschuss-Sitzung am 6.Oktober "schnell eine außerordentliche Sitzung des Rates einzuberufen". Schließlich müsse die neue Gesamtschule bis Februar gegründet sein. Verweigere sich eine Ratsmehrheit "dem erklärten Elternwillen, schließen wir ein Bürgerbegehren nicht aus".
Im Mai dieses Jahres hatte der Rat die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, das dem Elternwillen in Sachen Schulwahl gerecht wird. Zu Beginn des Jahres hatten 273 Kinder, die angemeldet wurden, keinen Platz an einer Velberter Gesamtschule erhalten. "Das entspricht acht Klassen", rechnet Jan Lichtwitz, SPD-Vertreter im Schulausschuss, vor.
Ursprünglich sollte in dieser Woche der Schulausschuss tagen. Die Sitzung wurde nun auf den 6.Oktober verlegt. Der Rat tagt wieder Ende November. Lichtwitz: "Da wird die Zeit schon recht eng, wenn die Gesamtschule beantragt und rechtzeitig zur Anmeldung im Februar gegründet sein soll." Gohr befürchtet, "dass etwas auf die lange Bank geschoben werden soll".
Wie Lichtwitz erklärt, liegt im Rathaus bereits ein Grundsatzpapier vor, das für den Rats-Auftrag acht unterschiedliche Szenarien beleuchtet. "Darunter Varianten, die für uns undenkbar sind, aber auch solche, die in die richtige Richtung gehen", so Lichtwitz. Das Spektrum reiche von der Beibehaltung des aktuellen Zustands - mit dem man hinnehmen würde, dass wieder Kinder zu hunderten ihre Wunschschule nicht besuchen könnten - bis zur Gründung einer Gesamtschule mit SekundarstufeI.
Und für diese gibt es laut Lichtwitz sogar schon einen Standort: die Hardenberg-Schule in Neviges. "Damit könnten wir uns durchaus anfreunden", sagt Lichtwitz. Zwischen diesen Szenarien stelle die Verwaltung, so GEW-Vorsitzender Robin Meis "einige Dependance-Lösungen, die allesamt halbgare Lösungen darstellen".
Der Standort Hardenbergschule - für den wohl perspektivisch auch bauliche Ergänzungen nötig wären - hat für die Bürgerinitiative den Charme, "weil wir uns für eine ,Schule für alle’ in jedem Stadtteil aussprechen", propagiert Meis.
Matthias Gohr sieht vor allem Bürgermeister Freitag in der Pflicht: "Er muss sich darum kümmern, dass der Elternwille erfüllt wird." Freitag müsse aufzeigen, welche Schritte zu erfüllen sind, "damit die Schule für das neue Schuljahr gegründet werden kann".
Mit der Einrichtung einer Gesamtschule mit der SekundarstufeI seien aber noch alle Bedürfnisse geregelt, sagt Lichtwitz. Er verweist darauf, dass auch im Bereich der SekundarstufeII viele Plätze fehlen. "Dafür zeigt die Verwaltung keine Pläne auf. Ein echtes Manko."