Gewerbe statt Bahnhofsruine

Wildwuchs und Verfall sind das einzige, das auf dem Bahnhofsgelände voranschreitet. Nun interessiert sich die Stadt für das Gelände.

Foto: Janicki

Wülfrath. Das Bahnhofsareal befindet sich quasi im „Dornröschenschlaf“. Und das nun schon seit langem. Vor sieben Jahren wurde die Fläche rings um den alten Bahnhof vermessen. Die Stadt hatte damals ihr Kaufinteresse bekundet — nicht zuletzt, um dort wiederum einen Bahnhof in Betrieb nehmen zu können, falls die „Circle Line“ doch noch Realität werden sollte.

Davon kann derzeit jedoch keine Rede sein: Die Pläne einer Schienenverbindung von Wuppertal über Wülfrath, Velbert und Ratingen nach Mönchengladbach liegen nach wie vor beim Kreis Mettmann in der Schublade und werden dort wohl auch so schnell nicht rausgeholt werden. Rückblende: Gemeinsam mit der Bezirksregierung und dem Kreis Mettmann wurde Anfang dieses Jahrtausends zum ersten Mal über eine durchgehende Schienenverbindung von Wuppertal über Wülfrath, Velbert, Ratingen nach Düsseldorf-Flughafen-Bahnhof, Messe, Neuss bis Mönchengladbach nachgedacht.

Selbst in den Entwürfen für den neuen Regionalplan taucht diese Zukunftsvision nicht mehr auf. Ein Hauptgrund: Um sie wahr machen zu können, wären fast eine halbe Milliarde Euro an Investitionen notwendig. Also ist ein Bahnhof in heutigen Zeiten eher utopisch.

Und dennoch scheint jetzt Bewegung in die Sache zu kommen. Wiederum ist es die Stadt Wülfrath, die erneut Interesse am Kauf des alten Bahnhofsareals angemeldet hat. Diesmal jedoch nicht, um einen Bahnhofsneubau zu realisieren. Stattdessen geht es darum, die Fläche als Gewerbegebiet besser vermarkten zu können.

„Wir sind in konkreten Verhandlungen mit dem Eigentümer über einen möglichen Verkauf“, sagt Karsten Niemann. Als Wirtschaftsförderer versucht er seit langem, die Fläche sinnvoll zu vermarkten. „Als Vermittler sitzt man dabei oft zwischen zwei Stühlen“, weiß Niemann. Das würde sich ändern, wenn die Stadt selbst Eigentümerin des Geländes wäre und Verhandlungsspielräume hätte. Nicht zuletzt durch die zentrale Lage sieht der Wirtschaftsförderer mit Blick auf das Areal durchaus Entwicklungspotenzial. Jedoch sei dort nicht alles machbar, was an einer solchen Stelle denkbar wäre. „Wohnbebauung wird es wohl eher nicht werden“, spricht Karsten Niemann über Einschränkungen, die sich aus den Eigenheiten des Geländes ergeben. Hinzu käme, dass die angrenzende Hauptverkehrsstraße eine Lärmbelastung sei, die einem solchen Vorhaben entgegenstehen könne. Auch lautes Gewerbe könne sich dort nicht ansiedeln, weil die bereits bestehende Wohnbebauung ebenso Lärmschutzauflagen mit sich bringe. Was bleibt, wäre beispielsweise die Ansiedlung von Handwerksunternehmen, so der Wirtschaftsförderer.

Und noch etwas wird derzeit genau geprüft: Auf dem Grundstück könnte es möglicherweise ein Problem mit Altlasten geben. „Das werden wir vorher klären“, kündigt Niemann an. Das Risiko, gegenüber einem potenziellen Käufer später in der Pflicht zu sein, werde man nicht leichtfertig eingehen. Schwierig haben sich die Verkaufsverhandlungen bislang auch deshalb gestaltet, weil die BEG das Gelände nur im Paket mit kleineren Flächen in Randlage veräußern möchte. Im Klartext heißt das: Diese Flächen müssen nicht nur bezahlt, sondern auch gepflegt und unterhalten werden. Und das gilt nicht nur für die Stadt als mögliche Eigentümerin, sondern auch für zukünftige Investoren.

Alles in allem hat das Bahnhofsareal Potenzial, — birgt aber auch Risiken, die nun seitens der Stadt gründlich abgewogen werden. Hinzu kommt, dass die Anbindung des Geländes bereits Teil des Stadtentwicklungsprogramms ist. „Der ganze Bereich um die Kreuzung und die Bahnstraße soll planerisch geordnet werden“, kündigt Niemann an. Auch die Möglichkeit, dort in Absprache mit dem Straßenträger (Land NRW) einen Kreisverkehr zu bauen, sei bereits im Gespräch.