Graffitis verschwinden aus dem Stadtbild
Der Verein „50 Nevigeser“ beauftragt einen Fachbetrieb damit, die Schmierereien jeweils zeitnah zu übermalen — eine erste Aktion.
Neviges. Kaiserwetter und Wochenmarkt — gestern Vormittag zeigte sich Neviges wieder von seiner attraktivsten Seite. Die Fontänen am gerade eröffneten Brunnenplatz plätscherten und im historischen Ortskern waren die Tische der Außengastronomie ebenso gut frequentiert wie die Stände der Händler. Aber kaum einer der vielen Passanten nahm Notiz davon, dass in der Fußgängerzone die ersten von viel zu vielen Graffiti-Schmierereien verschwunden waren. Die Retro-Telefonzelle auf der Elberfelder Straße zeigte sich schon wieder in unbeflecktem Postgelb, an der gründerzeitlichen Fassade des Hauses mit Spiehalle sollen heute keine Sprayerspuren zu sehen sein.
Es ist die erste öffentliche Aktion des jetzt auch als gemeinnützig anerkannten Vereins 50 Nevigeser zur Verschönerung des Stadtbildes. Weitere sollen folgen. Welche, das erläuterte Vorsiteznder Helmut Wulfhorst gestern der WZ.
„Wer genau hinschaut, kommt zu dem Schluss, dass in Neviges vieles im Argen liegt. Schmierereien und Müll trüben das Bild. Weil Schuldzuweisungen und auch die finanziell überforderte Stadt Velbert uns nicht weiterhelfen, packen wir die Dinge an“, sagt der 60-jährige Reisebürobesitzer, der auch Vize der Werbegemeinschaft ist.
Weil dort, wo ein Graffiti prangt, bald das nächste gesprüht wird, lässt sich der Vorsitzende auch nicht so leicht bremsen. „Eigentlich sollte die alte Telefonzelle ganz weg. Aber es ist extrem schwierig bei der Telekom, den richtigen Ansprechpartner dafür zu finden. Man wird laufend von A nach B und wieder zurückverbunden“, erklärt Wulfhorst. Deshalb habe er die zweitbeste Lösung gewählt und einen Maler auf eigene Rechnung bestellt: Frank Zeiger, der gerade in der ehemaligen Tankstelle an der Weingartenstraße, vis-a-vis vom Busbahnhof seinen Betrieb „Wohn & Raumkonzept“ einrichtet. Ein Mitarbeiter des Sauerländers übermalte die Schmierereien mit dem Originalgelb. „Wenn die Telekom damit nicht einverstanden ist, werde ich das gerne mit ihr öffentlich diskutieren. Eigentlich erwarte ich einen Verrechnungsscheck“, gibt sich Wulfhorst kämpferisch.
Das Beseitigen von Graffiti und das Werben um Menschen und Unternehmen, die mit der jährlichen Spende eines mittleren dreistelligen Euro-Betrags das Engagement absichern, wird die Arbeit bis zum Jahresende bestimmen. „Fünf von 50 Nevigeser, die wir in zwei Jahren erreicht haben wollen, haben schon ihre Zusage gegeben“, sagt der Werber. 35 potenzielle Gönner erhalten jetzt Post vom Verein, der mit seinen zehn Mitgliedern (Jahresbeitrag: 15 Euro) nur das organisatorische Gerüst dafür bieten will, Neviges wieder nach vorne zu bringen.
Die Anwohner des Kirchplatzes haben bereits ein Schreiben der „50 Nevigeser“ im Briefkasten gefunden. „Auch der Verlust von liebgewonnen Festen schmälert die Lebensqualität in Neviges“, hat Wulfhorst erfahren. Er will mit Hilfe des Vereins das vor circa 15 Jahren zum letzten Mal begangene Altstadtfest wieder auf den Kirchplatz bringen. „Vier positive Rückmeldungen der Anwohner liegen mir vor. Sie wünschen sich einen Termin, der nach den Sommerferien 2017 liegt“, verrät er. Ohne das Einverständnis dieser Bürger und der evangelisch-reformierten Gemeinde könne „der Knaller“, der eine Mischung aus Kunsthandwerker-, Mittelaltermarkt und Firmenpräsentation war, nicht von Freitag bis Sonntag wieder auferstehen. Mit dem gerade erstmals zur Eröffnung gefeierten Brunnenfest will Wulfhorst das Altstadtfest nicht zusammenlegen. Auch für die von einigen schmerzlich vermisste Nevigeser Straßenfete sieht der Vereinsmacher eine neue Chance. Hintergrund ist auch, dass die Werbegemeinschaft, nachdem das Oberverwaltungericht Münster die städtische Satzung kassiert hat, im nächsten Jahr ganz auf verkaufsoffene Sonntage verzichten wird. Stattdessen sollen die Läden länger am Freitag- oder Samstagabend Kunden offenstehen. „Der neue Verein ist aber kein Spielball der Werbegemeinschaft. Wir wollen den Zusammenhalt vor Ort stärken“, betont Wulfhorst. Dies sei auch deshalb erforderlich, weil die Nevigeser Ratsvertreter in ihren Fraktionen oft nicht das erhoffte Gehör finden würden.