Hüter der vergessenen Maschinen
Johannes Hanses (66) restauriert und zeigt landwirtschaftliche Fahrzeuge. Ihm liegt die Geschichte der Bauern am Herzen.
Wülfrath. Für Johannes Hanses gibt es nichts Schöneres als an alten landwirtschaftlichen Maschinen und Gerätschaften herumzuschrauben. „Ich bin ein Hanomag-Fanatiker“, sagt er von sich selbst. Ein mehr als 50 Jahre alter Trecker dieser Marke, den er von seinem Vater geerbt hat, ist sein ganzer Stolz. Jetzt plant der 66-jährige Landwirt im Ruhestand eine Art „landwirtschaftliches Freiluftmuseum“ auf seinem Gelände am Heiligenhauser Weg auszustellen. Vier Geräte stehen da schon, elf weitere sollen noch hinzukommen, wenn es nach Hanses geht.
Doch der Landwirt weiß auch, dass viele Menschen keinen Blick für die ganz eigene Ästhetik haben, die bäuerliche Gerätschaften wie etwa ein Heuwender ausstrahlen. Verärgert berichtet er: „Für manche ist das nur Schrott.“ So habe er bis vor vier Jahren auch noch auf dem Kartoffelfest seine Sammlung präsentiert, bis man ihn dann dort nicht mehr haben wollte.
Hanses findet das schade. „Das ist doch ein Kulturgut“, sagt er und meint damit unter anderem seinen restaurierten Pferdekipp-Pflug aus dem Jahr 1900. Den Bauer, der vor rund 20 Jahren das Handwerk niedergelegt hat und sich seitdem auf die Restauration, speziell von Traktoren der Marke Hanomag konzentriert, verbindet vor allem die Nostalgie mit den Maschinen. Er denkt an die Zeit zurück, als er noch mit seinem Vater in Flandersbach auf dem Feld gearbeitet hat. „Die Kinder wissen doch heute gar nicht mehr, dass Landarbeit früher harte Knochenarbeit war.“
Früher züchtete die Familie in Flandersbach Rinder. Heute gebe es diese riesigen Betriebe mit mehr als 1000 Tieren. Hanses kann damit nichts anfangen: „Das sind doch keine Bauern, das sind Unternehmer.“
Ein bisschen Vergangenheit bewahrt sich Hanses durch seine fast tägliche Arbeit an seinen Maschinen. In den 70er Jahren packte ihn dieses Hobby. Um den Hanomag seines Vaters wieder fit zu bekommen, den er heute stolz auf Treckertreffs zeigt, habe der Wülfrather rund ein Jahr gebraucht. „Derzeit arbeite ich an einem weiteren Hanomag. Der ist für meinen Enkel“, verrät er. Die Restaurierung eines solchen Treckers könne gerne mal 10 000 Euro kosten. Manche Maschinen verkauft Hanses — nur der Trecker seines Vaters ist tabu.
Warum ausgerechnet Hanomag? Hanses zuckt mit den Schultern: „Die Liebe zu der Marke kam mit den Jahren.“ Mittlerweile tauscht und verkauft er auch Traktoreneinzelteile und lässt sogar Ersatzteile in Belgien und Polen anfertigen. Dieser Nebenerwerb hilft dabei, seine Bastelleidenschaft gegenzufinanzieren.
Sichtlich erfreut blickt er in die Zukunft und stellt sich schon vor, wie die Spaziergänger an seinen Schätzen stehen bleiben und seine selbstgetexteten Erklärungsschilder lesen. Das Metall, die Schrauben, die Krallen — für Hanses erzählen sie eine Geschichte. Seine Geschichte.