Im Musical werden aus Fremden Freunde

Die drei katholischen Kitas beschäftigten sich mit den Themen Migration und Integration.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Aufgeregt und etwas zappelig betreten 40 Kinder die Bühne im Corneliushaus. Noch schnell Mama und Papa zuwinken. Ein Luftkuss für die Oma im Publikum. Dann geht es endlich los. Das erste Lied, der erste Text. Und der erste Applaus. Stolz schauen die Vorschulkinder von der Bühne. Für sie ist ihr Auftritt von großer Bedeutung. Ebenso wie die Themen, mit denen sie sich zwei Monate lang beschäftigt haben: Migration und Integration. Oder einfach: „Aus Fremden werden Freunde“. So heißt das Musical, das sie jetzt das erste Mal aufführten und das sich um Mauern dreht, die sinnlos errichtet werden, um Ausgrenzung — und um Seifenblasen, die neue Hoffnung schenken.

Es ist das erste Mal, dass die Jungen und Mädchen der drei katholischen Kindertagesstätten gemeinsam auf der Bühne stehen. Begleitet vom Kinderchor St. Joseph berühren sie mit dem Musical ihre Zuschauer: „Das Thema Fremde wird in dem Stück so kindgerecht und liebevoll behandelt, dass es wirklich ergreift. Und das nicht nur, weil die eigenen Kinder auf der Bühne stehen“, sagt eine Mutter.

Es geht um das Gelbland und das Blauland, in dem die Gelbländer Fremde sind. Das Essen, die Kleidung und ihre Tänze — für die Blauländer ist das alles völlig neu. Also errichten sie eine Mauer, die die Kinder aus schwarzen Schuhkartons stapeln, bis eine Seifenblase es doch über die Mauer schafft…

„Ich habe das Musical in einer Kita in Ratingen gesehen. Da wusste ich, ich muss es nach Wülfrath holen“, sagt Veronika Engel, Leiterin der Caritas-Kita Arche Noah. „Die Begrifflichkeiten, die verwendet werden, machen den Kindern die ganze Thematik verständlich.“

Schnell war klar: Das Musical sollte ein Gemeinschaftsprojekt aller katholischen Kitas werden, die sich vor zwei Jahren als katholisches Familienzentrum zertifizieren ließen. „Die gemeinsamen Proben haben uns und den Kindern viel Spaß gemacht. Die Lieder des Musicals hört man bei uns den ganzen Tag. Sie werden überall gesungen — ob gemeinsam oder sogar auf Toilette“, sagt Beatrix Kraemer, Leiterin der Kita St. Joseph.

Die Thematik sei den Kindern nicht fremd, auch wenn sie sie vollkommen anders wahrnehmen würden als Erwachsene, erzählen die Initiatorinnen des Musicals. „Kinder fragen nach, warum jemand anders aussieht oder sich auch anders verhält“, stellt Kraemer fest. „Das Stück kann da wertvolle Arbeit leisten.“

Der fünfjährige Till ist glücklich, als er von der Bühne kommt. „Alle haben geklatscht und sich gefreut. Besonders toll waren die vielen Seifenblasen, die durch den Raum geflogen sind. Ich freue mich schon auf unsere nächsten Auftritte“, sagt er. Es ist ein Musical, das nicht nur die drei katholischen Kindertagesstätten gemeinsam auf eine Bühne brachte, sondern sich mit einer wichtigen Botschaft musikalisch Gehör verschafft.