Judo — der höfliche Kampfsport
Die Sportler trainieren nicht nur den Mattenwurf, sondern lernen auch Respekt und Bescheidenheit.
Judo, das bedeutet „der sanfte Weg“, doch Anfänger, die es mit der japanischen Kampfsportart einmal probieren wollen, sollten sich nichts vormachen. Sie werden viele Male unsanft von ihrem erfahreneren Gegenüber auf die Matte befördert werden. „Judo heißt auch, Körperkontakt zu akzeptieren und zu lernen, dass Körper, Geist und Seele gefordert sind“, sagt Roland Thömmes, Leiter der rund 100 Judoka zählenden Abteilung beim Turnerbund Wülfrath (TBW).
Wer mit Kampfsport nur „Hau’ drauf“ assoziiere sei beim Judo fehl am Platz. Der Sport sei weder brutal noch aggressiv. Siegen durch Nachgeben, maximale Wirkung bei minimalen Aufwand erzielen, das mache Judo aus. „Und die Ausbildung beinhaltet auch die Lehre von den Judowerten: Respekt, Höflichkeit, Mut Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, Selbstbeherrschung, Wertschöpfung, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Freundschaft“, betont Thömmes.
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Judo ist eben auch eine Philosophie, trägt zur Persönlichkeitsbildung bei. Das legt nahe, mit dem Sport sollte man nicht zu früh beginnen. Beim TBW kann man deshalb erst mit sechs Jahren, bei gegebener Schulreife, das Training aufnehmen. Nach oben hin gibt es keine Altersbeschränkung. „Man muss einfach den Mut aufbringen und einmal zu unserem Training in der Sporhalle der Lindenschule kommen. Kind, Jugendlicher, Erwachsener — alle sind uns willkommen.“
Und was braucht es für den ersten Kontakt mit Judo? Nicht viel. „Gute Laune, etwas Langärmeliges, etwa einen Jogginganzug. Auf die Matte geht es dann barfuß“, erklärt der Abteilungschef. Finger und Fußnägel sollten geschnitten und sauber sein. Am Trainings-Outfit sollte es keine Knöpfe oder Reißverschlüsse geben. Jeder ist bereit mit jedem zu üben. Sobald der Trainer „Mate“ ruft, wird jegliche Übung umgehend eingestellt.
Roland Thömmes (51) kam selbst erst mit 19 Jahren zum Judo. Fünf Jahre darauf legte er studienbedingt eine längere Pause ein und fand erst mit seinem Sohn vor zehn Jahren zurück auf die Matte. „Eine tolle Sportart, die Körper, Ausdauer, geistige Beweglichkeit fördert und sich immer in Regeln bewegt“, fasst er die Faszination in Worte.
Fünf Trainer und Trainerinnen sowie drei Übungsleiterassistenten betreuen die TBW-Judoka in Gruppen von bis zu 25 Aktiven. Das Gros sind Kinder und Jugendliche. Im ersten Training werden vorbereitende Übungen für die Fallschule (Ukemi Waza) und für die Grifftechnik vermittelt. „Jeweils angepasst an die individuellen Voraussetzungen wie Alter und Grundsportlichkeit“, verspricht Thömmes. Erst nach ein paar Schnupper-Trainingseinheiten ist die Vereinsmitgliedschaft (siehe Kasten) obligatorisch.
Wer dabei bleibt, braucht den Judo-Gi. Der Kampfanzug besteht aus extra kräftig gewebter Jacke, Hose und dem Gürtel. An dessen Farbe ist der Ausbildungsstand eines Judokas zu erkennen. Die Vorbereitungszeit für den nächst höheren Grad dauert erfahrungsgemäß zwischen sechs und zwölf Monate.
Die Teilnahme an Wettkämpfen ist beim TBW freiwillig. „Unsere Trainer arbeiten eng mit den Bundes- und Landestrainern zusammen, so dass für leistungsbereite und talentierte Judoka der Aufstieg bis in den Bundeskader möglich ist“, sagt Roland Thömmes.