Kalk-Produzent will weitere Abbauflächen ausweisen
Um konkurrenzfähig zu bleiben, will Lhoist seine Abbaugebiete ausweiten. Dies ist mit massiven Eingriffen in Landschaft und lokale Infrastruktur verbunden. Bürger werden in die Planung einbezogen.
Wülfrath. Es geht um die Zukunft bei Lhoist (ehemals Rheinkalk), aber auch um die Anliegen von Wülfrather Bürgern. Zu einem Bürgerstammtisch hatte die Seniorenunion der CDU Wülfrath in die Gaststätte „Zum alten Rathaus“ geladen, um mit Vertretern der Firma das Thema Kalkabbau zu diskutieren.
Walter Brühland, der Vorsitzende der Seniorenunion, begrüßte die beiden Diplom-Ingenieure von Lhoist, Uwe Stichling und Karl-Reimund Vogt, und umriss das Thema knapp und präzise: Lhoist erachte den Standort Wülfrath für gefährdet, wenn nicht zusätzliche Abbaugebiete ausgewiesen würden. Diese liegen vom Abbaugebiet Silberberg in Richtung Pfeiler Prangenberg und würden im Falle einer Inbetriebnahme enorme Vorarbeiten und Investitionen für das Unternehmen bedeuten: So müsse ein Teil der Flandersbacher Straße verlegt werden, ebenso müssten für einen Teil des Angerbaches und der Bahntrasse neue Wege gefunden werden.
Dass solch gravierende Maßnahmen Ängste und Sorgen erzeugen, liegt auf der Hand. Die Bewohner der beiden Stadtteile Flandersbach und Rohdenhaus befürchten, getrennt und vom Stadtzentrum abgekoppelt zu werden oder regelmäßig große Umwege in Kauf nehmen zu müssen.
Uwe Stichling, seit mehr als 30 Jahren bei Kalk Wülfrath und zuständig für Umweltschutz und Genehmigungen, versuchte die Sorgen der Teilnehmer zu mindern und die Vorteile eines solch gigantischen Vorhabens zu schildern. Deshalb sei die Firma zum frühest möglichen Zeitpunkt mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit gegangen, wolle Anregungen und Wünsche seitens der Stadt und ihrer Bürger soweit wie möglich berücksichtigen, aber Stichling betonte, dass der Standort Wülfrath wohl in Gefahr geriete, würde die Ausdehnung der Abbauflächen von irgendeiner Seite gestoppt. Und dass der Stadt bei der Finanzierung dieses Vorhabens keine Kosten entstünden, sei Tatsache.
Karl-Reimund Vogt ist Manager für Environmental Protection & Permits, (bedeutet: Schutz und Sicherung der Umgebung und Genehmigungen), — er erklärte Rohdenhaus als das Sahnestückchen des europäischen Kalkabbaus. Warum mehrere Standorte gleichzeitig bedient werden müssten, ergebe sich aus der unterschiedlichen Qualität des Kalks, für einige industrielle Bedürfnisse reiche eine mindere Qualität, für andere nicht.
Viele Fragen kamen aus dem Publikum und die beiden Fachleute versuchten sie zu beantworten. Erschütterungen bei Sprengungen ließen sich nicht ganz vermeiden, aber man sei fest entschlossen, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. So werde der Zustand von Gebäuden vor Sprengungen protokolliert, um eventuelle Schadenersatzansprüche untermauern zu können. Den Bürgern werde später auch etwas zurückgegeben: es seien bereits neue Biotope und Wanderwege entstanden. Wie lange die Planung dauere — darauf konnte nur spekulativ geantwortet werden, unüberschaubar seien im Moment die Einspruchsmöglichkeiten, aber so circa zehn Jahre sind wohl kalkuliert. Die Angst vor Verunreinigung des Grundwassers sei unbegründet, da gebe es eine Reihe von Sicherungen. Aber Grundwasser sei kein Trinkwasser.
Es wird noch eine Reihe Infoveranstaltungen geben. Die Bevölkerung solle bestmöglich informiert werden, damit ein gedeihliches Miteinander von Industrie und Wohngebieten erhalten bleibe.