Neviges Kreuzweg und Ostereierlauf statt Gottesdienst in der Kirche

Neviges · Evangelische Kirchengemeinde Tönisheide beging das Auferstehungsfest mit Alternativen.

Schön vorsichtig! Jarno, Leif, Fabio und Jasmin (v.l.) starten zum Eierlauf, während Nicole Bajone die Zeit stoppt.

Foto: Ulrich Bangert

„Ich habe das Gefühl, das Angebot wurde gut angenommen. Am Sonntag waren viele Menschen da, die sonst in die Kirche gegangen wären“, sagt Heike Walstra-Hieke vom CVJM Tönisheide. Nachdem schon im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie zu Ostern die Menschen nicht in die Kirche kommen konnten, hatte sich die Evangelische Kirchengemeinde Tönisheide mit dem Christlichen Verein Junger Menschen etwas einfallen lassen, um das höchste Fest der Christen trotz der Corona-Beschränkungen angemessen zu begehen. Da die kleine Kirche zu wenig Platz für Gottesdienste mit dem entsprechenden Abstand bietet, wurde die Andacht nach draußen verlegt. Von Gründonnerstag bis zum Ostermontag lud ein Rundgang zwischen der mittelalterlichen Kirche und der Kuhlendahler Straße ein, die Leiden Jesu auf seinem Kreuzweg nachzuempfinden.

Es beginnt mit der Angst, die Jesus im Garten Gethsemane überfiel, wo ihm nach dem Verrat durch Judas die Fesseln angelegt wurden. Er wird verhöhnt, heute würde man von Mobbing sprechen. Der Verurteilung folgt weiterer Spott. Der mit Dornen gekrönte Heiland muss sein Kreuz selber zum Hinrichtungsplatz tragen, wo er sich in der Stunde des Todes von Gott verlassen fühlt. Nach den schwarzgrauen Tafeln mit den Texten zum Tod erstrahlt die letzte in leuchtendem Gelb: Die Auferstehung. Vor dem Eingang der Kirche hatten die Besucher die Möglichkeit, auf Schieferplatten ihre Wünsche zu schreiben. Die waren von Thema Corona dominiert: Neben den Wünschen um Gesundheit brachte es eine Bitte auf den Punkt: „Lass die schwere Zeit zu Ende gehen – die Kraft schwindet.“

Da auch die Kinder unter der Situation leiden, hatte sich der CVJM eine Osterrallye einfallen lassen. „Nur neun Familien konnten teilnehmen, gestartet wurde im Abstand von einer halben Stunde, damit man sich unterwegs nicht begegnet“, beschreibt Heike Walstra-Hieke die besonderen Bedingungen. Los ging es am Karsamstag am Gemeindehaus. Mit den schriftlichen Informationen in der Hand und den Kreidepfeilen auf dem Pflaster fanden Jasmin, Leif, Jarno und Fabio in Begleitung von Nicole und Giacomo Bajone ganz schnell die erste Station auf der Wiese gegenüber der Kleingärten. Hier ging es ums österliche Ei, dem „Zeichen der Freude und des Lebendigen“. Neben Malvorlagen für Zuhause war ein Eierlauf um die Obstbäume angesagt. Gar nicht so einfach, denn eine frische Brise pustete die leichten Plastikeier sofort vom Löffel. „Vielleicht lauft ihr rückwärts gegen den Wind“, schlug Nicole Bajone vor. Nach dem Wettbewerb wurden Besteck und Eier mit dem bereitstehenden Desinfektionsmittel gereinigt, zu Belohnung gab es ein Schokoladenei.

Teilweise entlang des Bergischen Wegs wurde die nächste Station erreicht, wo Leif die Texte an den Bäumen vorlas. Da ging es um den Verrat Jesu und dem Hahn, der morgens dreimal krähen würde. „Das haben wir gerade im Religionsunterricht durchgenommen“, bemerkt Fabio, der die Evangelische Grundschule Neviges besucht. Ein Lichtkreuz zum Ausmalen lag bereit. Weiter ging es in den Wald zum Karrenbergbach, wo rund um die Auferstehung ein Osterrästel gelöst wurde. „Gar nicht so einfach“, stellt Jasmin fest, die schon ein bisschen überlegen musste, wer denn früher neben dem Osterhasen noch die bunten Eier brachte. Ebenfalls nicht so einfach ließ sich beantworten, wen oder was die Skandinavier mit ihren Osterfeuern vertreiben wollten (den Winter). An der Kirche war die letzte Station, wo ein kleines Osternest bereit lag.

Für das Ehepaar Bajone war es ein gelungener Ausflug: „Das war für die Kinder viel attraktiver, als einfach nur spazieren zu gehen.“