Künstler erzählen Gebet in Bildern
Die Umsetzung des „Vaterunser“ von Luther ist ab Samstag in der Kulturkirche zu bewundern.
Wülfrath. „Wir haben viel vor“, hatte Pfarrer Thomas Rehrmann das neue Jahr in der Kulturkirche anmoderiert. Und weil bekanntermaßen 2017 außerdem ganz im Zeichen der Reformation durch Martin Luther steht, beginnt der Ausstellungsreigen an der Tiegenhöfer Straße jetzt mit einer Schau zum Thema. „Luthers Vater unser“ ist die Werkschau überschrieben. Ingeborg Colsman, Thomas Gerhold, Claus Klingler, Ingolf Kriegsmann, Suncica Matijanic, Yonas Mehari, Manuel Rohde, Dirk H. Schäfer und Elke Voss-Klingler zeigen, passend zu den neun Liedstrophen des vom Reformator verfassten Liedes, zu welchen Motiven sie seine bildreiche Sprache inspiriert hat.
Die Auswahl der Materialien war jedem der neun Kunstschaffenden — Helga Kaczinski schrieb die Texte kalligraphisch-hübsch ab — frei überlassen, das Format wurde vorgegeben. Die Textstrophen, neun an der Zahl, wurden jeweils zugelost. „Und dann hatte jeder Zeit, mit seinem jeweiligen Abschnitt schwanger zu gehen und die Worte in ein Bild umzusetzen“, erklärt Pfarrer Kriegsmann die Vorgehensweise. Er beispielsweise setzte sich mit dem Begriff „Wille“ aus der Textzeile „Dein Wille geschehe / Wie im Himmel, so auf Erden“ auseinander. Das Ergebnis ist ein unendlich weit wirkendes Blau, unter dem sich Silhouetten von städtischen Bauten befinden.
„Ich habe Eva eine zweite Chance gegeben“, kommentiert Dirk H. Schäfer seine Idee der „Versuchung“, auf der er eine „nackte junge Dame“ versteckt, die sich „im Jordan selbst reinigt“. So erzählt er die Geschichte nach, wie Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, weil sie unerlaubterweise vom Baum der Erkenntnis naschten. Ein besonders berührendes Motiv ist „Erlösung“, das schemenhaft ein Konzentrationslager zeigt, „ein Ort, an dem sicher oft um Erlösung gefleht wurde“, wie Claus Klingler sagt. Die dazugehörige Strophe hat er auf den Kopf gestellt. „Bedenkt man das Alter des Textes, ist doch alles erschreckend aktuell“, fasst Kantor Gerhold die Quintessenz der bildnerischen Einlassungen zusammen.
Die ursprüngliche Idee, Luther-Verse zu malen, hatte Elke Voss-Klingler, die zuletzt „Die zehn Gebote“ gemalt hat. Alte Bekannte, die zuletzt auch die „Niederberger Gebote“ mitgestalteten, sind dabei und Yonas Mehari, gebürtig aus Eritrea, seit etwa 1,5 Jahren in Wülfrath lebend und seitdem so etwas wie ein Dauergast im Voss-Klinglerschen Atelier.
Vernissage ist am Samstag, auch der Gottesdienst Sonntag, 26. Februar, 11 Uhr, den Pfarrer Ingolf Kriegsmann halten wird, beschäftigt sich mit dem Thema und wird von der Kantorei begleitet. Luther übrigens beschäftigt weiter, geplant ist eine Vortragsreihe. Fest stehen zwei weitere Gottesdienste: in der Nachbargemeinde Wuppertal-Dönberg sowie während der „Steinbruchtage“ bei Oetelshofen.