Neviges Lockdown führt zu neuen Vertriebsideen
Neviges · Die WZ hörte sich im Nevigeser Einzelhandel um – dort musste man umdenken.
Der seit Wochen andauernde Lockdown treibt seltsame Blüten – im wahrsten Sinne des Wortes: „Topfpflanzen mit dem dazugehörenden Umtopf darf ich verkaufen – den Umtopf alleine nicht“, stellt der Florist Carl-Frank Fügler klar. Dekorationen sind derzeit unverkäuflich. „Dünger darf ich auch nicht verkaufen – eigentlich unverständlich, denn der dient ja schließlich auch der Versorgung der Pflanze.“ Dem Tönisheider Friedhofsgärtner wäre es lieber gewesen, es hätte eine kompletten Lockdown gegeben. „Muss man den sechs Wochen lang Lotto spielen können?“, fragt Fügler sich.
Vera Brings hat das Glücksspiel neben Zeitungen, Zeitschriften, Schreibwaren und Postdiensten in ihrem Service-Center an der Elberfelder Straße im Angebot. „Wir freuen uns über jeden Kunden. Zu uns kommen die Menschen nicht nur, um eine Zeitung zu kaufen, sondern auch, um ihr Herz auszuschütten. Die Menschen brauchen einfach Normalität bei all den vielen schlimmen Meldungen rund um Corona. Das ist ein gefährliches Virus, aber bei mir wird nicht die Angst gefüttert. Die Kunden sollen etwas glücklicher rausgehen als sie reingekommen sind“, sagt Brings.
Katrin Maier kann derzeit nicht im Laden ihre Mode an die Frau bringen. Um zu zeigen, was so alles in den Regale liegt, hat sie sich mit ihrer Mitarbeiterin Simone Brix getroffen. Die beiden zogen die Sachen an und fotografierten sich gegenseitig. Die Bilder mit den entsprechenden Preisen und Größenangaben sind in den sozialen Netzwerken zu finden. Zusätzlich wurden die Fotos ausgedruckt und im Schaufenster aufgehangen, versehen mit Telefonnummer. Dazu gibt es 20 Prozent Rabatt: „Ich hoffe, dass so noch ein bisschen was geht“, gibt sich die quirlige Modekauffrau zuversichtlich, die aus Erfahrung auch weiß, dass der Januar ein „eher fieser Monat“ ist.
Bei der Buchhandlung Rüger kann telefonisch bestellt werden, die Abholstation des Geschäftes an der Elberfelder Straße ist donnerstags und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. „Darüber hinaus können die Bücher zu den normalen Verkaufszeiten im Hauptgeschäft in Wülfrath abgeholt werden, viele Nevigeser machen davon Gebrauch“, stellt Alexander Rüger fest. Wer nicht mobil ist, dem bringe ich die Ware ins Haus. Manche Kunden sagen, dass sie nicht beim Internethandel bestellen wollen, weil hier Mitarbeiter mit 30 Jahren Erfahrung arbeiten, die auch am Telefon beraten können.“
Schuhhändler Olaf Maier verkauft derzeit nur übers Schaufenster: „Da hängen Plakate mit der Hotline. Dort geben die Kunden die Nummern der Schuhe an, die in den Filialen abgeholt werden können. Es lohnt sich eigentlich nicht, es ist nicht das, woran man groß etwas verdient“, resigniert Maier, der vier weitere Filialen betreibt. „Ich habe 20 Angestellte, die sind alle in Kurzarbeit. Im Februar muss wieder aufgemacht werden, sonst geht der Handel auf die Straße.“