„Manchmal genügt ein kurzes Gespräch auf der Straße“
Schon als Jugendlicher hatte sich Thomas Rehrmann für die Gemeinde engagiert und sich dann doch dazu entschlossen, nach dem Abitur erstmal eine Gärtnerlehre zu machen. Danach packte ihn das Reisefieber und er machte sich auf den Weg rings um das Mittelmeer.
Neun Monate sollte die Pilgerfahrt dauern. „Es war eine Reise zu mir selbst“, sagt er im Rückblick.
Und irgendwann auf dieser Reise reifte die Entscheidung, dass es danach eher „Seelengärten“ sein sollen, die er als Theologe beackern wollte. Im Reisegepäck hatte er die Heilige Schrift damals übrigens nicht. Bis er dann plötzlich doch zugriff: In einer antiquarischen Bücherei, mitten in Kairo.
Mittlerweile ist Thomas Rehrmann Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde. Vor vier Monaten wurde er vom Presbyterium zum Nachfolger von Rolf Breitbarth gewählt, der zwei Jahrzehnte lang als Gemeindepfarrer gewirkt hatte. Im Gespräch über seine Pläne fällt immer wieder das Wort „Familiengottesdienst“. „Kinder bleiben bei Dingen stehen, an denen wir als Erwachsene einfach vorbeigehen“, sagt Rehrmann.
Rehrmann war in der Gemeinde kein Unbekannter — zwei Jahre lang war er mit einer halben Stelle als Pfarrer zur Probe angestellt. Deshalb ist ihm auch nicht verborgen geblieben, dass der Beginn seiner Amtszeit mit großen Herausforderungen verbunden sein wird. Die Kirche muss sparen, es wurden Gemeindezentren aufgegeben und Pfarrbezirke zusammengelegt. Von vier Pfarrstellen blieben noch zwei übrig. Jeder Pfarrer ist zukünftig für 3000 Menschen zuständig. Kann Seelsorge vor diesem Hintergrund wirklich gelingen? Thomas Rehrmann will sich von all dem nicht desillusionieren lassen. Natürlich werde die Frage danach, ob man den Kontakt zu den Menschen verliere, wenn man nicht das große Programm fahre, gestellt. „Aber Zeit für Seelsorge nehmen wir uns immer. Manchmal genügt dafür ja auch schon ein kurzes Gespräch auf der Straße“, glaubt Rehrmann. Man müsse eben Querdenken und frischen Wind ins Gemeindeleben bringen.