Mariendom: Experimente am Gotteshaus
Fachleute der Technischen Universität Aachen tüfteln noch immer an einem geeigneten Weg, das Dach des Doms abzudichten.
Neviges. Majestätisch ragt der Mariendom in den grauen Himmel. Winzig klein erscheint da das Gerüst, das seit Anfang 2012 in einer der Falten des Betondachs klebt. Es wurde angebracht, um verschiedene Methoden zu testen, das Dach des Sakralbaus auf Dauer abzudichten.
Denn seit langem dringt Feuchtigkeit durch den Beton (die WZ berichtete). Die Dachkonstruktion wurde Mitte der 1960er-Jahre aus einem Guss angefertigt. „Als der Dom ,Maria, Königin des Friedens’ 1968 geweiht wurde, dachte niemand daran, dass ein so moderner Baustoff wie Beton auch mal brüchig werden und reißen könnte“, sagt der Kölner Architekt Peter Böhm, Sohn des Dom-Erbauers Gottfried Böhm. Auch standen heutige Materialien noch nicht zur Verfügung.
Seit vielen Monaten bemühen sich Fachleute inzwischen um eine Lösung. Zunächst wurde vom Erzbistum die Universität in Dresden zurate gezogen, dann die Technische Hochschule in Aachen. Regelmäßig werden neue Muster aufgetragen und erprobt. „Auch bei Sturm und Frost“, sagt Peter Böhm, „diese Arbeit ist durchaus spannend.“ Auch Gottfried Böhm (93) selbst überzeugte sich auf dem Gerüst schon von den Fortschritten.
Fazit: „Es gibt eine Methode, die Risse im Beton zu dichten und das übrige Dach schützen. Allerdings muss das ganze Dach behandelt werden“, sagt Peter Böhm. Das Mittel, dem zurzeit die beste Chance eingeräumt wird, ist ein Beton, dem textile Fasern beigefügt werden. Zuvor war auch eine Art Bleihaube war erwogen worden, die jedoch das ganze Erscheinungsbild der Kirche verändert hätte.
Nach vielen Experimenten soll nun noch ein letztes Muster erprobt werden. „Wichtig ist, dass wir auch eine freundliche, helle Farbe verwenden“, so der Architekt. Denn schon in den 1980er-Jahren, als das Dach erstmals undicht war, hatte man den Schaden durch einen Anstrich zu beheben versucht. Kritiker aus ganz Deutschland lehnten jedoch den zu dunklen Farbton ab. Mit der Zeit wurde das Problem aber weniger augenfällig — das Dach vermooste, die ausgebesserten Stellen waren kaum noch sichtbar.
Ist eine Entscheidung für eine Sanierungsmethode gefallen, bleibt das Problem der Kosten. „Die machen uns Sorgen“, sagt Erzdiözesanbaumeister Martin Struck. Geschätzt 2,85 Millionen Euro müssen aufgewendet werden, um das komplette Dach abzudichten. Diese Summe könne das Bistum nicht kurzfristig aufbringen. „Das Bauwerk prägt den Ortsteil von Neviges. Als Kulturdenkmal muss es auch ein Anliegen der Öffentlichkeit sein, es langfristig zu erhalten“, sagt Struck. Er hofft, dass aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IV des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) für 2014 die dringend benötigte finanzielle Unterstützung gewährt wird.
„Der Dom muss komplett eingerüstet werden, das ist schon kompliziert. Und dann muss eine Fläche von 2700 Quadratmetern bearbeitet werden“, sagt Peter Böhm zu den Dimensionen.
Die Bauarbeiten könnten bis zu sieben Monate dauern.