Wülfrath Mrstik: „Bei der Digitalisierung weiter denken“

Wülfrath. · Stephan Mrstik ist nicht nur Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Wülfrath, sondern auch deren Bürgermeisterkandidat. Das vergangene Jahr wurde für ihn zu großen Teilen durch die Klimadiskussion bestimmt.

Stephan Mrstik führt seit dem Jahr 2012 die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und ist Bürgermeisterkandidat der Partei.

Foto: Tanja Bamme

„Ich bin stolz, was wir in Wülfrath auf diesem Gebiet geleistet haben. Wir haben viel über die Klimaschutzziele diskutiert und Einigungen gefunden. Dass wir dringend den Klimanotstand ausrufen sollten, dafür stehe ich noch immer ein. Das ist für mich auch keine symbolische Geste, sondern eine Selbstverständlichkeit. Sollten wir das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen, steuern wir auf eine Klima­katastrophe zu.“

Seine ganz persönliche Intention, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, liegt jedoch nicht nur im Klimaschutz begründet, sondern auch in der Digitalisierung. „Wir haben einen Arbeitskreis zu diesem Thema angeregt und uns am Ende über die Software-Installation in der Verwaltung unterhalten. Das macht für mich nicht die Digitalisierung aus, da müssen wir weiter denken.“ Mrstik, der seit 20 Jahren beruflich Digitalisierungsprozesse optimiert, sieht diese Aufgabe eng mit dem Amt des Bürgermeisters verbunden. „Wir brauchen geeignete Strategien, und die müssen von oberster Stelle angeregt werden. Nur so bekommen wir ein schlüssiges Konzept auf die Beine.“

Dass Corona die Digitalisierung beschleunigt hat, dessen ist sich der Fraktionsvorsitzende sicher. „Das wäre aber auch der einzige positive Aspekt, den ich dem Virus abgewinnen kann“, sagt der Politiker, der seinen Dank an dieser Stelle an die Bundesebene weiterleitet. „Wir haben in diesen schweren Zeiten gemerkt, dass an den wichtigen Posten fähige Menschen sitzen.“ Und doch sieht Stephan Mrstik die Bedrohung noch in der Zukunft liegen. Corona hat viele Menschen hart getroffen, weltweit laufen wir auf eine Rezession zu, und das wird auch die Wülfrather Finanzen treffen.“

Die Möglichkeit, die Gewerbesteuerverluste auf einen Zeitraum von 50 Jahren zu strecken, wie es das Land den Kommunen anbietet, ist für den Grünen-Bürgermeisterkandidaten aber keine Lösung. „Damit belasten wir unsere Kinder und Enkel. Außerdem ist das nur eine Luftbuchung, man möchte die Situation schöner darstellen, als sie ist.“ Als Lösung möchte Stephan Mrstik lieber zukunftsorientierte, neue Unternehmen ansiedeln.

Auch der Austausch mit den Bürgern ist für ihn unerlässlich und notwendig. „Denn wir schreiben uns alle immer Bürgerbeteiligung auf die Fahne und müssen diese auch zulassen. Es wäre interessant zu erfahren, was die Bürger davon halten, die Kosten lieber auf unsere Kinder auszuweiten, etwas kommunal Finanziertes aufzugeben oder als Alternative beispielsweise die Steuern zu erhöhen.“ Wobei eine Steuererhöhung in den Augen der Grünen wenig Sinn ergeben würde. „Die Einnahmen dadurch wären zu gering, um dieses Finanzloch zu stopfen.“

Die Wirtschaft ist ein weiteres Thema, das Stephan Mrstik in den vergangenen Monaten beschäftigt hat. „Wir haben keine aktive Wirtschaftspolitik betrieben, sondern waren nur Zuschauer. Das muss sich ändern.“ Als Beispiel führt er den Austausch mit dem Kalk­unternehmen Lhoist an. „Wir sollten überlegen, ob die Unternehmensziele mit unseren Zielen übereinstimmen. Wir brauchen den Strukturwandel. Die Kalkabbauflächen sind endlich, und das Unternehmen besitzt genügend Flächen. Wir wiederum wissen nicht, wo wir neues Gewerbe ansiedeln sollen. Darüber sollten wir sprechen.“ Auch plant Mrstik, einen Personalposten zu schaffen, der sich verwaltungsintern ausschließlich mit der Gewinnung von Fördergeldern beschäftigt. „Gutes Beispiel ist aktuell die Förderung zum Straßenbau. Wir benötigen eine Person, die sich mit der Materie auskennt und fachbereichsübergreifend agiert.“

Viele Wüfrather Schüler besuchen Schulen außerhalb Wülfraths.„Dabei können wir alle Schulabschlüsse vor Ort anbieten.“ Woran das liegt, bewegt die Grünen. „Deshalb wollten wir, dass die Verwaltung die betroffenen Bürger zu den Gründen befragt. Leider gab es im Rat dazu keine Mehrheit.“ Aber diesem Thema müssen wir weiter auf den Grund gehen.“

Dass die Grünen durch die Klimadebatten der vergangenen Monate deutlich in der Öffentlichkeit an Präsenz gewonnen haben, freut den Kommunalpolitiker. Und auch die Corona-Krise kann nach seinen Aussagen diesen Trend nicht abschwächen. „Nach den neusten Umfragen sind wir wieder ungefähr auf dem Niveau angekommen, auf dem wir uns im März, also vor der Pandemie, befunden haben.“