Velbert-Neviges Messdiener befreien Gräber vom Wildwuchs
Neviges · Freiwillige wurden vor Allerheiligen aktiv.
Schreinermeister Guido Häger hat sein Werkzeug getauscht: Statt Säge und Hobel holt er eine Schubkarre mit Schaufeln und Harken aus seinem Transporter. „Ich unterstütze die Friedhofsaktion der Messdiener.“ Jedes Jahr kommen die Ministranten der katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens zusammen, um Gräber zu pflegen, um die sich keiner mehr kümmert. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen wegen Corona kurzfristig abgesagt, jetzt fanden sich rund 30 Messgehilfen und zehn Erwachsene ein, um den Friedhof am Marienberg rechtzeitig vor Allerheiligen herzurichten.
„Meine Mutter hat mich dazu animiert mitzumachen“, sagt Josi (13), die eine handvoll Wildwuchs in einen Gartenabfallsack steckt. „Das wird zum Schluss alles zum friedhofseigenen Kompost gebracht.“ Lisanne (14) ist mit ihrer Arbeitshose professionell ausgestattet. „Zuhause haben wir einen landwirtschaftlichen Betrieb, da helfe ich mit. Die Sache hier macht Spaß“, versichert sie und arbeitet sich mit einer Astschere durch einen Lebensbaum, dessen Zweige weit in den Weg hineinragen. Während sich die tatenhungrigen jungen Damen nicht durch den Herbstregen abschrecken lassen, hat Andrea Fricano einen Schirm über das Grab gespannt. „Die Herren von den Stadtwerken arbeiten unter Zelten, da habe ich mir gedacht, ich bringe einen Schirm mit.“ Unterstützung kommt durch Tochter Adriana: Sie hat eine kleine, elektrische Kettensäge dabei, die sich schon anstrengen muss, um die dicken Zweige zu durchtrennen.
Rund zehn Gräber hat Martina Wehnert ausgemacht, bei denen Angehörige nicht mehr zu finden sind. „Die Ruhezeit für einen Sarg beträgt 25 Jahre, bei einem Urnengrab sind es 20 Jahre“, so die Friedhofsverwalterin. Sie verzeichnet einen immer stärkeren Trend zur Urnenbeisetzung. „Wiesengräber mit Namensplatten sind gefragt. Anonyme Bestattungen finden auf konfessionellen Friedhöfen nicht statt.“