Nevigeser Turnverein: Jubilar ist mit 150 noch fit

Von der Turnriege aus Kaisers Zeiten zum Verein für Breitensport: 1862 wurde der Nevigeser Turnverein gegründet.

Neviges. Schmuck sehen sie aus, wie sie sich im feinsten Turneranzug mit der Vereinsfahne vor der damaligen Turnhalle an der Denkmalstraße zum Gruppenbild aufgebaut haben. 21 stolze Herren zeigt das Foto aus dem Jahr 1897 vor dem hölzernen Vordach der 1877 eingeweihten ersten Halle des Nevigeser Turnvereins.

Es ist eines der ersten Bilder aus der Geschichte des NTV, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. In den letzten Augusttagen des Jahres 1862 hatten sich junge Nevigeser erstmals als Gruppe zu turnerischen Übungen zusammengefunden. Nur ein Jahr später wird aus der auf 31 Personen angewachsenen Truppe auch die erste freiwillige Feuerwehr von Neviges.

Die erste Turnhalle, die dem Verein zugleich für das gesellige Beisammensein diente, war bald zu klein. Denn trotz Verlusten im Ersten Weltkrieg wächst der NTV rasch. Frauen wollen bald nicht mehr hinter den Männern zurückstehen und gründen 1924 die erste Turnmannschaft. 1927 beschließt die Stadt Neviges die Errichtung einer modernen Turnhalle auch für den Schulsport auf dem Grundstück Wilhelmstraße/Denkmalstraße. Es ist im Kern die heutige Stadthalle.

Die von Pressewart Ulrich Löhe zusammengestellte Chronik listet einige glanzvolle Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte aus der Vereinsgeschichte auf. So wird 1912 das 50-jährige Bestehen mit Schauturnen und Wettkämpfen „unter Beteiligung der gesamten Nevigeser Bürgerschaft“ gefeiert. Mit einem Fackelzug und dem bis dahin größten öffentlichen Turnfest wird 1937 das 75-Jährige begangen. Da haben auch in Neviges die Nationalsozialisten das Sagen.

Zwei Jahre später wird ein Großteil der Turner eingezogen und muss für Hitler-Deutschland in den Krieg ziehen. Im März 1944 wird die Stadthalle durch Bombentreffer zerstört. Erst ab 1950 wird sie unter Beteiligung vieler NTV-Vereinsmitglieder zwei Jahre lang wieder aufgebaut.

Die 100-Jahr-Feier 1962, die erste Karnevalssitzung 1963, der Bau der Sporthalle Siepen, das 110. Stiftungsfest, das 1972 zusammen mit der 50-jährigen Verleihung der Stadtrechte gefeiert wird — häufig sind Nevigeser Stadt- und NTV-Vereinsgeschichte eng verknüpft. Die Handballerinnen schaffen es bis in die Landesliga, und ab den 1990-er Jahren werden die Tanzgruppen immer erfolgreicher. „Wir waren aber nie ein Verein, der auf Spitzensport gesetzt hat, sondern einer für den Breitensport“, sagt Ulrich Löhe.

Prägende Vorsitzende waren Gerhard Gutschmidt, der im Jahr 2007 kurz vor der Feier des 140. NTV-Geburtstags starb, und Werner Backhaus. Letzterer stand bis 2010 gut 15 Jahre lang an der Vereinsspitze. Seither ist der oberste Vorstandsposten vakant. Auch der NTV hat es heute schwer, Ämter zu besetzen. „Vereinsmeierei im positiven Sinne ist nicht mehr gefragt. Die Leute nutzen das Sportangebot, wollen sich aber nicht einbinden lassen“, sagt Löhe.

Die Judo- und die Volleyballabteilungen mussten aufgelöst werden, Hallennutzungs- und Energiekosten schlagen auf die Kasse. Die Mitgliederzahl sank von rund 1200 in Spitzenzeiten auf heute rund 820. Von denen, so hoffen Ulrich Löhe und der weitere Vorstand, werden aber viele bei den Veranstaltungen zum 150. Bestehen aktiv dabei sein.

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