Organtransplantation: Spenderherz rettete sein Leben
2001, als Hans J. Schmolke 57 Jahre alt war, rettete ein Spenderherz sein Leben. Seither engagiert sich der Nevigeser für Organtransplantation.
Neviges. Hans J. Schmolke ist ein besonnener und stiller Mann, der aber deutlich seine Meinung sagt, wenn es darauf ankommt. Man merkt ihm an, dass sich das Leben des Nevigesers verändert hat, seit er im Januar 2001 ein Spenderherz bekam. Bis heute muss der 69-Jährige Medikamente nehmen, die sein Immunsystem herunterfahren, damit das Herz nicht wieder abgestoßen wird. Hat er deshalb immer noch Angst? „Nein, ich bin einfach glücklich“, sagt er, und: „Ich habe für mich die Sinnhaftigkeit des Lebens gefunden.“
Dieser Satz ist nicht nur so daher gesagt. Für Hans J. Schmolke bedeutet das, zufrieden zu sein und etwas aus seinem Leben zu machen. Er hat seine Aufgabe darin gefunden, seine Erfahrungen weiterzugeben und damit anderen Betroffenen zu helfen.
Mit seiner Frau Helma widmet er einen Großteil seiner Zeit der Arbeit in der Selbsthilfegruppe Organtransplantierter NRW und besucht regelmäßig Betroffene im Herzzentrum Bad Oeynhausen. Dafür wurde der 69-Jährige jetzt mit dem Ehrenpreis für soziales Engagement des Landschaftsverbands Rheinland ausgezeichnet. „Dieser Preis ist für mich etwas Außergewöhnliches, und ich habe ihn gerne angenommen“, sagt er. Schade findet er nur, dass seine Frau nicht mit bedacht wurde. „Sie leistet genauso viel wie ich.“
Ein besonderer Fokus des Nevigeser Ehepaars liegt auf der Betreuung von Patienten, die als Überbrückung bis zur Transplantation an eine Maschine angeschlossen sind, die die fehlende Leistung des Herzens ausgleicht, ein sogenanntes VAD System (Ventricular Assist Device). Schmolke selbst war ein Jahr lang an eine solche Maschine angeschlossen, und er sagt: „Es war die schlimmste Zeit meines Lebens.“
Die Maschine hatte damals eine Lebensdauer von einem Jahr, inzwischen sind es bis zu fünf. „Stellen Sie sich vor, Sie haben 365 Sandkörner in der Hand, und jeden Tag fällt eins heraus. Als ich das Spenderherz bekam, waren noch vier Körner übrig. Bei 190 Körnern habe ich innerlich angefangen, mich von meiner Familie zu verabschieden.“
12 000 Menschen stehen heute auf der Warteliste für eine Organspende, jeden Tag sterben drei von ihnen. Seit den jüngsten Skandalen um unrechtmäßig vergebene Organe geht die Spenderbereitschaft zurück. Darauf angesprochen sagt Schmolke, dass er sehr zornig sei. Schlimm findet er auch die undifferenzierte Darstellung in manchen Medien. „Es werden nicht nur die Schuldigen benannt, sondern alle in einen Topf geworfen.“
An Aufgeben denkt er trotzdem nicht. „Wir machen weiter. Noch mehr Vorträge, noch mehr Veranstaltungen. Das ist auch ein Grund, warum ich den Preis angenommen habe.“ Schmolke möchte Öffentlichkeit schaffen, den Menschen die Dringlichkeit des Themas bewusst machen. Dabei möchte er niemanden überzeugen, sondern nur zum Nachdenken anregen. „Wenn jemand zu mir kommt und sagt, dass er sich entschieden hat, nicht zu spenden, ist das für mich völlig in Ordnung. Nur gar nichts zu sagen, das ist schlimm.“