Radiothek Ratingen: Sendepause für den Bürgerfunk
Seit Jahresbeginn ist der Bürgerfunk aus Ratingen verstummt. Die Zuschüsse fehlen.
Ratingen. Über die Radiothek mag Heide Pannes am liebsten gar nicht sprechen. Die Volkshochschulmitarbeiterin hat Ratingens Beitrag zum Bürgerfunk seit 1991 mit aufgebaut, nun hat die Landesmedienanstalt (LFM) der Radiothek und allen ähnlichen Studios den Geldhahn zugedreht. Das Projekt steht vor dem Aus, das liegt Heide Pannes schwer im Magen.
"Die viele Arbeit die da reingesteckt wurde, das geht alles den Bach runter", fürchtet sie. Seit sie vor 17 Jahren das erste Zehnkanal-Mischpult aufstellte, hat sich viel getan, hat sich in Ratingen eine kleine, aber feine Radiokultur etabliert, und sich die Radiothek zur anerkannten Radiowerkstatt der LFM gemausert.
Um "Augenblick mal" tut es Heide Pannes besonders leid. "Die Blinden trifft es jetzt besonders hart - wer soll ihnen denn jetzt assistieren?" Denn bisher wurde die Radiothek stundenweise von einem Medienpädagogen betreut, der auch die Technik erklärte und gegebenenfalls selbst den Dienst an den Regler übernahm.
Der ist nun nicht mehr finanzierbar. Dabei geht es um überschaubare Summen. Etwa 25000Euro jährlich bekam die Radiothek bisher an LFM-Zuschüssen pro Jahr. Könnte da nicht die Stadt einspringen? Das haben nun auch der BUND, die Verbrauchergemeinschaft und der Blindenverein an die Politik heran getragen. Die SPD hat den Antrag in den Rat eingebracht, am Dienstag wird darüber abgestimmt.
Fraktionschef Christian Wiglow hofft, mit dem Anliegen eine Mehrheit zu finden. "Auch wenn ich kein Freund davon bin, dass die Stadt alles übernimmt, was vom Land auf die Kommunen abgewälzt wird. Aber in diesem Fall geht es um aktive Daseinsfüsorge, um Bürgerbeteiligung, das ist Kultur und auch Stadtmarketing. Da halte ich das für gerechtfertigt."
Bisher Gefördert von der Landesmedienanstalt wurden in NRW 46lokale Studios aufgebaut, manche mit fest angestellten Mitarbeitern. In Ratingen hat die VHS diese Aufgabe übernommen und das Studio mit eigenen Mitteln sowie dem Ehrenamt ermöglicht. Von der LFM gab es Zuschüsse pro gesendeter Minute.
Jetzt Seit 1. Januar fördert die LFM nur noch Einzelprojekte, die von Schulen initiiert und beantragt werden. 360 Euro fließen da jeweils. "Davon kann ich Keinen bezahlen", meint Heide Pannes. Das Lokalradio-Zeitfenster wurde von zwei auf eine Stunde verkürzt.