Wülfrath „Wir brauchen ein Wir-Gefühl in Wülfrath“

Bürgermeisterkandidat Rainer Ritsche über seine Rolle als Quereinsteiger und was ihm als Verwaltungschef besonders am Herzen liegen würde.

Der Kämmerer und Erste Beigeordnete der Stadt Wülfrath möchte bei der Stichwahl am 27. September Bürgermeister werden.

Foto: Rainer Ritsche/F.Thomas Mueller

Zur bevorstehenden Stichwahl am Sonntag, 27. September, hat der unabhängige Bürgermeisterkandidat, Rainer Ritsche, der freilich von der SPD und der Wülfrather Gruppe und seit der Kommunalwahl auch von den Linken unterstützt wird, der WZ einige Fragen beantwortet.

Herr Ritsche, wie geht es Ihnen so kurz vor der Stichwahl?

Rainer Ritsche: Auf jeden Fall besser als vor dem ersten Wahlgang. Ich hatte als „Quereinsteiger“ kein Gefühl, wie die politische Stimmung der Bürgerinnen und Bürger ist. Für mich war ungewiss, ob ich mein erstes Etappenziel, das Erreichen der Stichwahl, auch realisieren kann. Es freut mich sehr, dass ich als Erster über die Ziellinie gegangen bin. Ich bin mir aber auch bewusst, dass es bei der Stichwahl ein ganz knappes Rennen wird. Den Vorsprung des ersten Wahlgangs nehme ich nicht mit in die Stichwahl. Beide Kandidaten stehen wieder auf der Null-Linie. Ich trete an, um Bürgermeister zu werden. Deshalb hoffe ich, dass mir die Wülfrather am Sonntag ihre Stimme geben. Jede Stimme zählt!

Wie empfinden Sie den diesjährigen Wahlkampf?

Ritsche: Unter den vier Bürgermeisterkandidaten war der Umgang sehr fair. Ich finde aber auch, dass man sich als Kandidat einiges gefallen lassen musste. Zum Beispiel ist eines meiner Wahlplakate mit dem Begriff „Geldverschwender“ überschmiert worden. Das ist beleidigend und unbegründet. Ich habe schon einmal erwähnt, dass die Wahlkampfzeit die sechste Jahreszeit ist. Es ist gut, wenn es bald vorbei ist.

Was nehmen Sie aus dem Wahlkampf mit?

Ritsche: Dass es von den Bürgern wahrgenommen wird, wenn man sich engagiert und ob man fair und ehrlich miteinander umgeht. Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen, die mir Kraft für den anstrengenden Wahlkampf gegeben haben. Das Treffen mit den vielen Unterstützern am vergangenen Samstag am Heumarkt war schon ein tolles „Wir-Gefühl“. Ich vermarkte mich ungern selbst, mir geht es um die Sache und um Wülfrath. Selbstmarketing hat für mich bisher keine Rolle gespielt. Aber das gehört bei einer Persönlichkeitswahl wohl mit zum Geschäft.

Wo setzen Sie die Schwerpunkte im Rathaus, sollten Sie Bürgermeister werden?

Ritsche: Wir müssen die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, verstärkt erklären. Ich fühle mich keiner Partei verpflichtet und meine Unabhängigkeit ist mir wichtig. Mir ist klar, dass ich Mehrheiten finden muss, auch wechselnde. Ich will als Bürgermeister dauerhaft einen intensiven Kontakt zu den Bürgern haben und sie auch einbeziehen. So stelle ich mir zum Beispiel vor, dass das Technische Dezernat halbjährlich einen Info-Abend anbietet, bei dem der aktuelle Sachstand einzelner Projekte bürgernah erläutert wird. Mir ist die Mitnahme der Interessen der Bürger wichtig. Dafür bietet sich zum Beispiel auch die Perspektivenwerkstatt zur „Neuen Mitte“ und Entwicklung der Innenstadt an. Das soll nicht von oben herab geschehen, sondern unter Einbindung der Menschen, die hier leben. In der Gewerbeflächenentwicklung brauchen wir im Technischen Dezernat die Manpower, um Flächen auch im Wege eines Zwischenerwerbs vermarktungsfertig, am besten mit Fördermitteln vorbereiten zu können. Dann kann sich die Wirtschaftsförderung mit der Vermarktung befassen. Wichtig für die Führungsarbeit in der Verwaltung ist die Motivation der Mitarbeiter. Das Team der Verwaltung muss gute Arbeitsbedingungen haben um seine Potenziale voll ausnutzen zu können und es muss von der Politik respektvoll behandelt werden. Das erwartet Politik zurecht auch von der Verwaltung.

Wofür stehen Sie und wie sollen die selbst gesetzten Ziele erreicht werden?

Ritsche: In den letzten Wochen habe ich manchmal den Eindruck, dass sich Politik an Verwaltung abarbeitet. Die Politik ist Teil des Arbeitgebers und mitverantwortlich dafür, wie wir uns als Stadt am Arbeitsmarkt präsentieren. Wir brauchen ein Wir-Gefühl in Wülfrath. Ein Bürgermeister muss vereinen. Ich möchte gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den gesellschaftlichen sowie politischen Kräften das Leben in Wülfrath besser machen. Wülfrath soll keine Schlafstadt werden!

Was ist der prägnanteste Unterschied zwischen Ihnen und Ihrem Kontrahenten?

Ritsche: Ich habe einen fachlichen Hintergrund. Ich habe an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung einen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt gemacht und langjährige Berufserfahrung beim Kreis Mettmann gesammelt. Zudem habe ich zehn Jahre Erfahrung in der Leitung der Wülfrather Verwaltung. Ich habe die Bürgermeisterin oft genug vertreten. Zudem bin ich keinem Parteiprogramm verpflichtet.

Herr Ritsche, wo können die Bürger bis zur Wahl noch einmal persönlich mit Ihnen ins Gespräch kommen?

Ritsche: Am kommenden Freitag, 25. September, zwischen 16.30 und 17.30 Uhr im Eiscafé Paciello sowie am Samstag, 26. September, zwischen 9 und 12 Uhr auf dem Heumarkt.