Ratingen: Kirchen zogen magisch an
Die Veranstaltungen der „1.Nacht der offenen Kirchen“ faszinierten zahlreiche Besucher.
Ratingen. Was bei Museum geht, müsste mit Kirchen doch auch funktionieren: Lange Museumsnächte locken als Sonderveranstaltung mit Eventcharakter Besucherströme in die Häuser, warum also nicht auch in die Gotteshäuser?
So oder ähnlich könnten die Überlegungen ausgesehen haben, die am Freitag zur "1. Nacht der offenen Kirchen" geführt haben. Unter dem Bibelmotto "Dein ist der Tag und Dein ist die Nacht..." öffneten 47 Kirchen und Kapellen in fünf Städten des Kreises ihre Pforten mit teils ungewöhnlichen, teils schlicht-beschaulichen Programmen vom späten Nachmittag bis um Mitternacht.
In Ratingen waren sechs Gemeinden in sieben Ortsteilen mit von der Partie, egal ob evangelisch, katholisch, oder freikirchlich. Im Mittelpunkt stand ganz klar der Gedanke der Offenheit und der Ökumene: Eröffnet wurde die Kirchennacht mit gemeinsamen Gottesdiensten, in Homberg läuteten die Glocken der katholischen Kirche St. Jacobus der Ältere und der evangelischen Christuskirche "im Dialog".
Und in der Innenstadt waren St. Peter und Paul und die evangelische Stadtkirche durch eine strahlende Lichterkette aus zahllosen Kerzen miteinander verbunden.
Die evangelische Kirche in Lintorf verwandelte sich für einen Abend in eine Kunstgalerie. Pfarrer Wilfried Diesterheft ist nämlich auch Künstler, nun konnte er beide Berufungen unter einem Dach vereinen. Seine Installationen aus skulpturalen Elementen, großformatigen Papierfahnen und Leuchtmitteln rückten den schlichten Kirchenraum in ein ganz neues Licht.
Handfester ging es in der Emmauskirche an der Talstraße zu. Hier versammelte man sich, um sich vor der "Pilgerreise" zur nahen St. Suitbertus-Kirche zu stärken: Der Saal war nur von Kerzen in schummriges Licht getaucht, an einer langen Tafel wurde gemeinsam gespeist: Linsen nach alttestamentarischer Rezeptur.
Die evangelische Stadtkirche zeigte sich als Ort der Ruhe und der Einkehr: Pfarrer Martin Letschert begrüßte im Eingangsbereich jeden Besucher persönlich und erläuterte das Konzept. Der Kirchenraum war fast vollständig leer geräumt, um Platz für ein Labyrinth aus Kerzen zu schaffen.
Jeder war eingeladen, einen kleinen Stein mit sich durch das Labyrinth zu tragen und in der Mitte abzulegen - als Symbol für alle Ängste und Sorgen. Verirren konnte man sich hier ganz sicher nicht: "Verirren kann man sich nur in einem Irrgarten, nicht in einem Labyrinth", versicherte Letschert schmunzelnd.
In der Friedenskirche wurde der Faden der Musik und Kultur durch die ganze Nacht gesponnen: mit Barockmusik, Jazz, Pantomime und "Engel-Sturm" für Pauken, Trompeten und Orgel. Musikalisch ging es auch in St. Peter und Paul zu.
Nach einer "mystagogischen Raumerfahrung" sang der Neusser Komponist Gregor Linßen mit seiner Band rockig-geistliche Lieder. Zu später Stunde sorgte Sabine Könner und ihr Streichensemble für leisere und innigere Töne: mit Violinkonzerten von Vivaldi und Haydn (Solisten: Anna Hauke und Jonathan Dangelmeyer), Streicher-Hits und Arien von Händel und Mozart.