Ratingen: Mehr als nur ein Biotop
Schüler haben sich mit ihrem ungewöhnlichen Einsatz in ihrem Gymnasium verewigt.
Ratingen. Peter Lausch muss nicht lange überlegen. Dabei hat der stellvertretende Leiter des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums (CFvW)in seinem Berufsleben schon einige Tausend Schüler kommen und gehen sehen. Aber bei einem Abiturienten namens Holger Wilms ist das anders. Wilms war Schülersprecher, das hat ihn sicher ein wenig von den anderen abgehoben.
Aber Peter Lausch hat ihn aus einem ganz anderen Grund in bester Erinnerung. Dieser Holger Wilms steht für das Gegenteil der Ex- und-Hopp-Mentalität von Jugendlichen, die ihre Schulzeit hinter sich haben. Der Abiturjahrgang 2003 des CFvW wirkt nach. Und manch ein Schüler wirkt immer noch mit. Sicher auch wegen Wilms und dem Vorbild, das er als Sprecher gab.
Dem Engagement des Abiturjahrgangs 2003 ist es zu verdanken, dass morgen, nach gut drei Jahren Arbeit, auf dem Gelände des Gymnasiums am Karl-Mücher-Weg ein bemerkenswert großes Feuchtbiotop sozusagen eröffnet wird. "Die Abiturienten haben damals das alte, zerstörte Biotop wieder aufbauen wollen", erinnert Lausch sich.
Wahrscheinlich wussten die Jugendlichen nicht, was sie sich damit antaten. Aber die meisten hielten durch und ließen sich auch davon nicht entmutigen, dass ihnen die Stadt Ratingen nicht gerade den roten Teppich ausrollte. Die Bitte um das Geld für eine neue Wanne lehnte das Rathaus jedenfalls mit dem Hinweis darauf ab, derart luxuriöse Projekte nicht finanzieren zu können.
In der Tat ist der Teich eine Art Mercedes unter den Feuchtbiotopen. 23 Meter lang, zwölf Meter tief, wunderschön bepflanzt und nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet. Für so etwas hat ein Schulverwaltungsamt kein Geld.
Dabei hat der Teich nur knapp 7000 Euro gekostet. "1000 Euro steuerte die Stadt bei", sagt Lausch. Der Rest ist privat finanziert, mit tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins. Dessen Vorsitzender Gerd Kievernagel spricht voller Stolz von dem Projekt. "Ich habe richtig selbst mit angepackt und Beton gegossen", sagt der Mediziner. Und nebenbei hat er den Klingelbeutel herumgehen lassen, selbst reichlich gegeben, Freunde und Bekannte animiert, seinem Beispiel zu folgen. "Sonst hätte dieser Teich sicher das Doppelte gekostet."
Hat er aber nicht, weil Eltern, Lehrer, Schüler jede Menge Wochenenden opferten, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. So ein Biotop hat sicher keine andere Schule weit und breit. Es ist Unterrichtsmaterial und Signal zugleich. Viele Biologiestunden werden in Zukunft sicher noch spannender. Und jeder Schüler, alle Eltern, jeder Gast sieht, was eine funktionierende Gemeinschaft zu leisten imstande ist. "Wir hatten nie Probleme, Schüler zu finden, die mitmachen wollten", sagt Peter Lausch.
Darauf legen sie Wert am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium. Tatkräftiges Sozialverhalten steht gewissermaßen zwischen den Zeilen des Stundenplanes. Und Schüler in San Ignacio in Honduras sowie im rumänischen Varna profitieren davon.