Ratingen: Radlerparadies in weiter Ferne
Die Aufnahme in die AG fahrradfreundlicher Städte soll verschoben werden.
Ratingen. Radfahren in Ratingen - das kann Entspannung und Genuss bedeuten, aber auch Abenteuer und Lebensgefahr. Und das weniger wegen der topographischen Gegebenheiten als vielmehr hinsichtlich der Gestaltung der Verkehrswege für die Zweiradfahrer.
Sicher wurde schon viel getan, aber etliches liegt noch im Argen. Die Politik ist sich einig, dass mehr getan werden muss: Deshalb hat der Stadtrat schon im September 2009 beschlossen, dass die Verwaltung alle notwendigen Schritte unternehmen soll, um Mitglied der "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte" (AGFS) zu werden.
In einer aktuellen Vorlage legt das Planungsamt eine zweiseitige Stellungnahme zum momentanen Sachstand vor.
Die liest sich zunächst ganz positiv. Man liege noch im Zeitplan, außerdem seien für das Ziel, fahrradfreundliche Stadt zu werden, wichtige Schritte erfolgt: Es wurde nach vielen Jahren erstmals wieder ein vollwertiger Fahrradstadtplan aufgelegt, außerdem haben die Arbeiten am gesamtstädtischen Radverkehrskonzept (Masterplan Radverkehr) längst begonnen.
Als Meilenstein gilt die Eröffnung der Fahrradstation am S-Bahnhof, die auch überregional Beachtung und Anerkennung findet. Weitere Schritte wie etwa der Ausbau der Infrastruktur seien in Vorbereitung: So würden auf der Homberger Straße neue Radwege angelegt oder markiert, Planungen gebe es für die Eggerscheidter und Düsseldorfer Straße. Außerdem würden bei allen Fahrbahnsanierungen auch die Radwege überprüft und möglichst auf den neusten Stadt gebracht.
Dieser Erfolgsbilanz folgt dann allerdings das große "Aber": Wegen "knapper personeller Ressourcen" sei derzeit nicht absehbar, wann ein Antrag auf Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft gestellt werden könne. "Das Vorhaben ist damit auf unbestimmte Zeit verschoben, insbesondere, weil die von der AGFS geforderten organisatorischen, personellen und finanziellen Vorkehrungen nicht getroffen werden können."
"Wir machen selbstverständlich weiter auf diesem Weg", betonte Planungsamtsleiter Michael Hölzle - auch mit vielen kleinen Schritten. Doch personell sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Fahrradbeauftragte (halbe Stelle), zu dessen Aufgabenbereich auch der öffentlicher Nahverkehr gehört, müsse sich intensiv mit der Umgestaltung des zentralen Busbahnhofes befassen. Da bleibe momentan nicht viel Luft für anderes. Die Aufnahmestatuten fordern jedoch den Nachweis, dass man "kontinuierlich und systematisch" am Thema dran ist.
Die SPD-Fraktion will nicht hinnehmen, dass die Aufnahme auf die lange Bank geschoben werden soll. "Was ist denn das für eine Prioritätensetzung?" fragt sich Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow. Man werde nicht zulassen, dass dieses Projekt "durch die Hintertür beerdigt" werde.
"Eine Blamage für die Stadt" sei das, schimpfte Gerhard Filgers, Vorsitzender des Ortsvereins des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. "Ich habe gedacht, das wäre alles in trockenen Tüchern."