Ratingen: Rathaus - Lufttauscher in belasteten Räumen

Sofortmaßnahme gegen PCB. Die Komba fordert einen Umzug.

Ratingen. Was haben die neuen PCB-Messungen im Rathaus eigentlich gebracht? Diese Frage stellen sich viele. Gar nichts, sagen die einen, endlich Klarheit die anderen.

Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Denn die aktuell festgestellten Messergebnisse bieten reichlich Raum für Interpretationen, wie erste Reaktionen schon gezeigt haben.

Die gemessenen PCB-Werte reichen von 720 Nanogramm (ng = milliardstel Gramm) pro Kubikmeter Raumluft bis hin zum Spitzenwert von 4900ng - in der Poststelle. Der zweithöchste Wert liegt bei 2700ng, die übrigen streuen sich im 1000er- und unteren 2000er-Bereich.

Nach der PCB-Richtlinie ist also nach wie vor eine "mittelfristige" Beseitigung der PCB-Belastung erforderlich, wobei die "Verhältnismäßigkeit" gewahrt werden soll - eine Gummiaussage. Bei Werten jenseits von 3000ng sind aber Sofortmaßnahmen erforderlich.

Die fordert jetzt auch die Komba-Gewerkschaft: "Die Grenze der Zumutbarkeit ist bereits überreizt", schreibt Vorsitzende Rosa Dörr an die Ratspolitiker und fordert einen Ausweichstandort und Umzug. Über die Frage Sanierung oder Neubau könne dann unabhängig davon entschieden werden.

Der Erste Beigeordnete Klaus-Konrad Pesch will sowohl in der Poststelle als auch in den Räumen mit mehr als 2000ng-PCB-Belastung sofort Luft- und Wärmetauscher einbauen lassen. Es sei aber eine Illusion zu glauben, damit würde man die Luftbelastung unter den Grenzwert bekommen.

Die absolute Bewertung der bisher gewonnen Messdaten ist und bleibt weiterhin schwierig. Pesch: "Wir haben über die Jahre gesehen große Schwankungen bei den Werten festgestellt, die von vielen Faktoren wie Wetterlage, Temperatur oder Lüftungsdauer beeinflusst werden."

Ein gutes Beispiel dafür ist Raum 219. Bei einer Messung 1995 wies er einen Spitzenwert von 3400Nanogramm auf und brachte die PCB-Debatte erst richtig in Schwung. In den folgenden Jahren sanken die Werte von selbst auf 1890 und dann auf 1360 im Januar 2002.

Nach der Probesanierung im August 2002 lag die Luftbelastung bei 350ng, zwei Jahre später war sie moderat auf 440ng geklettert. In den sechs Jahren bis zur aktuellen Messung stieg die PCB-Konzentration allerdings auf 1300ng.

Dieses Beispiel zeige, dass ein Neubau "erst recht" nötig sei, gab Pesch seine persönliche Meinung preis. Die FDP forderte indes in einer Stellungnahme eine Basissanierung.