Ratinger Kriminalstatistik: Die Gewaltbereitschaft steigt
Die Polizei hat immer öfter mit aggressiven Jugendlichen zu tun. Insgesamt ist Ratingen aber recht sicher.
Ratingen. Knapp 7,5 Millionen Euro - soviel beträgt der materielle Gesamtschaden, der im vergangenen Jahr durch Kriminalität in Ratingen entstanden ist. Dabei ist die Dumeklemmerstadt keineswegs ein Hort des Bösen und der Gewalt. Das belegen auch die Zahlen zur Kriminalitätsstatistik, die der Erste Kriminalhauptkommissar Hardo Müller jetzt vorstellte.
Bezogen auf 100 000 Einwohner wurden in Ratingen 5995 Straftaten registriert - im Kreis rangiert die Stadt damit im untersten Bereich. Zum Vergleich: In Düsseldorf werden je 100 000 Einwohner 13 670 Straftaten begangen. Hardo Müller: "Ratingen ist sicher."
Dennoch wurden im vergangenen Jahr 5498 Straftaten bekannt - rein rechnerisch also 15 am Tag. Nach einem Rückgang um mehr als 1100 Delikte in 2008 stieg die Tatzahl geringfügig wieder an. Aufgeklärt wurden 2591 Fälle, also knapp die Hälfte.
Entgegen eines weit verbreiteten Eindrucks war nur ein Fünftel der ermittelten Tatverdächtigen Nichtdeutsche - ein seit Jahren konstanter Anteil. Stabil ist auch der Prozentsatz der Jugendlichen und Heranwachsenden: Fast jeder dritte Tatverdächtige ist unter 21 Jahre alt.
Wie seit Jahren führen Diebstahlsdelikte zahlenmäßig die Statistik an. Mit 2617 Taten machen sie knapp die Hälfte aller Delikte aus. In den Vorjahren lag der Anteil zum Teil deutlich höher. Bei den Delikten, die in der Bevölkerung besonders für Unruhe sorgen, verzeichnete die Kripo einen leichten Rückgang: bei Wohnungseinbrüchen.
227 Taten wurden 2009 gemeldet, davon waren 91 Versuche. Die Aufklärungsquote ist mit gut acht Prozent allerdings bescheiden. Mit Grauen erinnert sich Hardo Müller allerdings an frühere Zeiten: 2004 gab es 329 Einbrüche im Stadtgebiet, 1988 sogar mehr als 600. Elmar Hörster, Leiter der Ratinger Wache, freut sich deshalb über den Erfolg der Aktion "Gemeinsam aktiv" zur Bekämpfung der Wohnungseinbrüche. "Sie wird bestimmt wiederholt."
Rückläufig sind aber auch Raubstraftaten. So gab es 2009 keinen angezeigten Handtaschenraub und auch die Fälle von "Abzocke" auf Straßen und Plätzen gingen leicht zurück - bei steigender Aufklärungsquote. Erschreckend: Mehr als 83 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen sind unter 21 Jahre alt.
Diese Altergruppe tut sich auch bei der gefährlichen Körperverletzung auf Straßen negativ hervor. Die Hälfte der ermittelten Verdächtigen waren Jugendliche. Hardo Müller: "Es herrscht eine hohe Gewaltbereitschaft. Da wird erst zugeschlagen und dann gefragt." Vor allem in Gruppen schaukle sich die Gewalt schnell hoch. Insgesamt gab es 408 Körperverletzungen. Davon waren übrigens 100 Fälle häuslicher Gewalt - so viele wie noch nie.
Bei den Delikten rund ums Auto (840) kann sich die Polizei über einen Rückgang um 326 Taten freuen. Besonders bei Autoaufbrüchen. Müller: "Die Hehler werden das Diebeslgut nicht mehr los. Und seit Navigationsgeräte billig geworden sind, gibt es keinen Markt mehr dafür." Ausnahmen sind teure, eingebaute Modelle, die später auf osteuropäischen Automärkten landen.