Schatzsuche auf der Trödelmeile in Neviges

Die Besucher stöbern in netten Kleinigkeiten, suchen Kunstobjekten, altes Spielzeug oder genießen einfach die Atmosphäre.

Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Das war mal ein besonderer Einsatz am gestrigen Muttertag: Weil die Freundin von Monika Schmal plötzlich erkrankte, unterstützte ihr Sohn André seine Mutter am Stand der Nevigeser Trödelmeile. Nun musste er Pumps und Ballerinas, Pullover und vielen andere Sachen an den Mann, oder besser an die Frau bringen. „Ich habe das letzte Mal vor zehn Jahren Trödel verkauft, „das macht schon Spaß.“

Michael Kutzner, Verkäufer

Seine Mutter wurde bereits als Jugendliche vom Trödelfieber befallen. „Mit 16 hatte ich meinen ersten Verkaufsstand auf einem Trödelmarkt“, erinnert sich die Velberterin. „Wenn das Wetter gut ist mache ich das drei bis viermal im Jahr.“ Gerne würde sie ihr Sortiment am Samstag nach Fronleichnam beim Heiligenhauser Stadtfest anbieten. „Da wird allerdings in Velbert der Rosenmontagszug nachgeholt, und da ich Karneval toll finde, bin ich lieber dort.“

Über das Wetter brauchten sich gestern niemand beschweren, der strahlende Sonnenschein zog die Massen in den Wallfahrtsort. Wer als Händler in der prallen Sonne saß, musste sich ein bisschen schützen. „Der Pavillon passte nicht mehr ins Auto, deshalb haben ich den Regenschirm zum Sonnenschirm umfunktioniert“, lacht Susanne Kruse, während sich ihre Nachbarin mit einem Sonnenhut aus Stroh vor einem Sonnenstich schützt. Auf ihren Tischen lag alles, was sie im Haus nicht mehr gebrauchen können, vom unbenutzten Staubsaugerbeutel bis zu Frühstücksbrettchen aus Bayern, mit denen Sommerfrischler auf Bauernhöfen begrüßt wurden. Mit einem lebensgroßen Bein unter dem Arm schlendert Paul Papenburg über die Elberfelder Straße. „Die Magnetplatte am Fuß finde ich besonders gut, da mache ich eine Schraube dran, und dann steht es. Was genau der Nevigeser Künstler mit dem einstigen Dekorationsstück für Strümpfe machen wird, weiß er noch nicht: „Die Ideen kommen beim Machen. Jedenfalls bin ich mit dem Bein hoch zufrieden“, so sein Fazit des Trödelmeilenbesuchs, den er ohne konkrete Kaufvorstellungen begann. Anders dagegen Maritta Hut: „Ich suche irgendwas Verspieltes, wie zum Beispiel kleine Väschen. Irgendwo habe ich immer ein Plätzchen dafür übrig“, verrät die Tönisheiderin. Bisher habe ich auf jedem Trödelmarkt was gefunden. Ich bin noch nie mit nichts nach Hause gegangen.“

Einen Teil der begehrten niedlichen Kleinigkeiten hält Ursula Stuhlmacher aus Bochum bereit. „Meine Tante hatte diese Rokoko-Figuren aus Porzellan gesammelt, die nun nach der Haushaltsauflösung hier anbiete.“

Seit dem sechsten Lebensjahr spielt Michael Kutzner mit der Modelleisenbahn. Die Sammelleidenschaft ließ ihn nie wieder los. „Die ältesten Sachen sind fast 60 Jahre alt und sie funktionieren immer noch“, preist er das robuste Spielzeug aus deutscher Produktion an. Neben überflüssigen Miniaturhäuschen und Schienenfahrzeugen hat er Autos im Angebot. Die schaut sich Nils sehr interessiert an. „Ich bin Lkw-Sammler, hier diesen Mercedes Autos finde ich besonders toll.“ Einen Lokschuppen aus Blech hat sich Jürgen Karrenberg an einem anderen Stand gesichert. Der regelmäßiger Besucher von Trödelmärkten hatte sich zuvor im benachbarten Hattingen umgeschaut.

Seine Begleiterin Merle Lotz ist vom einzigartigen Charme der Nevigeser Trödelmeile begeistert: „Das Ambiente ist sehr schön.“