Wülfrath Sekundarschüler lernen das Leben auf dem Land kennen
Wülfrath. · Die Fünftklässler aus Wülfrath besuchten den landwirtschaftlichen Betrieb von Bernd Kneer und seiner Familie.
Fabian sieht genauso aus, wie man sich einen kecken und aufgeweckten Jungen vorstellt: rote Haare, Sommersprossen, Kappe auf dem Kopf. Immer wieder schellt seine Hand in die Höhe, so viele Fragen hat er an Landwirt Bernd Kneer. „Was für Tiere haben Sie? Haben Sie viele Landmaschinen? Betreiben Sie ökologische Landwirtschaft?“
Gemeinsam mit seinen 26 Klassenkameraden der 5 a ist der Sekundarschüler an diesem Morgen auf den Hof von Familie Kneer gekomme. In der großen Scheune sitzen sie nun an Bierbankgarnituren und erfahren viel Wissenswertes rund um die Landwirtschaft. „Wir betreiben hier nur Ackeranbau, keine Viehwirtschaft“, erklärt Bernd Kneer, „wir beackern insgesamt 200 Hektar, nicht alle Flächen sind hier direkt um uns herum, sondern viele liegen auch weiter weg, bis nach Essen oder Ratingen.“
Während der Ernte werden
etwa 4500 Heuballen gepresst
Es ist kalt und sehr windig, die Kinder haben sich ihre Mützen tief ins Gesicht gezogen. Einige, vor allem die Gesichter der Mädchen, wirken ein wenig gelangweilt. Beate Kneer ist sicher: Gäbe es auf dem Hof Tiere, wäre das ganz anders. Fabian aber stört das ganz und gar nicht, er schaut sich in der großen Scheune neugierig um, bestaunt die riesigen hoch aufeinander gestapelten Heuballen. „Wie viele sind das?“, möchte der Zehnjährige jetzt wissen. „Was denkst du?“, fragt Kneer fröhlich zurück, gibt aber direkt eine Antwort: „Wir pressen rund 4500 Heulballen während der Ernte, dies hier sind etwa 100. Das Heu verkaufen wir an die umliegenden Reitställe als Futter für die Pferde.“
Der Ausflug zum Bauernhof findet im Rahmen der schulischen Berufserkundung statt. „Wir erleben immer mehr, dass Kinder überhaupt keine Beziehung mehr zu unserem Berufsstand haben“, bedauert Beate Kneer. „Sie kennen uns Landwirte nur noch aus Erzählungen oder aus den Medien, und da schneiden wir häufig nicht gut ab“.
Und genau das ist es auch, was Bernd Kneer sehr bedrückt. Auf die Frage, was ihn denn an seinem Job, den er offensichtlich mit viel Freude ausübt, stört, antwortet er: „Wir Bauern werden so oft für alles verantwortlich gemacht. Beim Thema Bienensterben etwa. Aber damit ihr und wir alle genug Nahrung haben, Brot etwa, müssen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, das lässt sich nun mal nicht vermeiden.“
Dann endlich geht es zu dem, was kleine Jungs auf einem Hof am meisten interessiert: den Landmaschinen. Der riesige, imposante, grüne Mähdrescher in der großen Wagenhalle begeistert fast alle, nur Mateusz gibt sich unbeeindruckt: „Ach, ich hab’ schon einen viel größeren gesehen“, winkt der Sekundarschüler lässig ab, will dann aber unbedingt wissen, was der gekostet hat. Und auch Louis ist jetzt voll in seinem Element. „Dürfen wir mal auf den Trecker steigen?“ Bernd Kneer nickt, die Jungs sind glücklich, klettern aufgeregt in die Fahrerkabine, hupen, lenken, strahlen. „Cool“, sagt Mateusz, „echt cool. Vielleicht mach ich sowas später auch.“ Der Landwirt grinst. „Was hältst du denn erstmal von einem Praktikum? Ihr seid jederzeit willkommen.“