Sie vermittelt den Spaß am Lesen
Christiane Heinrichs engagiert sich seit vier Jahren als Vorlesepatin in der Stadtbücherei und begeistert Kinder von drei bis sieben Jahren für Literatur.
Neviges. Winterzeit ist Lesezeit: „Meiner Tochter und meinem Sohn habe ich immer gerne vorgelesen, die sind aber jetzt aus dem Alter raus, die können selber lesen.“ Das hindert Christiane Heinrichs nicht daran, weiterhin Kindern die Welt der Bücher nahe zu bringen, auch wenn es nicht die eigenen sind. „Über die Freiwilligen-Agentur bin ich auf die Vorlesetätigkeit in der Stadtbücherei gekommen.“ Inzwischen ist die 40-Jährige seit vier Jahren Vorlesepatin bei der Stadtbücherei Velbert. Alle drei bis vier Wochen greift sie in der oberen Etage der Nevigser Stadtteilbücherei an der Elberfelder Straße zum Kinderbuch, daneben ist sie schon mal in den beiden anderen Zweigstellen im Einsatz.
Drei bis zehn Kinder im Alter von drei bis sieben Jahre machen es sich auf den Sitzgelegenheiten in der Kinderbücherei gemütlich. „Meistens lese ich aus Bilderbüchern vor, dazu kommen kurze Geschichten. Länger als 15 Minuten darf es nicht werden, sonst werden die Kleinen unruhig“, weiß die Nevigeserin, die selber leidenschaftlich gerne ein Buch zur Hand nimmt. „Ich lese querbeet, vom Klassiker bis zu aktuellen Romanen.“ Bei den Vorlesestunden bekommt sie mit, ob zuhause mit dem Nachwuchs gelesen wird. „Manche rufen rein, andere sind ganz schüchtern, andere hören einfach zu. Es kann auch mal passieren, dass ein Buch gar nicht funktioniert, dann versuche ich es eben mit einem anderen. Lustig ist es immer, auch wenn man vorher nicht weiß, wie viele Teilnehmer kommen.“
Die Vorlesepaten suchen sich die Bücher selber aus. „Dabei schaue ich, dass es jahreszeitlich passend ist, zum Beispiel Märchen im Herbst, Weihnachtliches in der Adventszeit.“ Das „Abenteuer Lesen“ wird mit einer Bastelaktion oder Spielen beendet. Gerne greift Christiane Heinrichs zu den Büchern des Deutschamerikaners Eric Carle: „Die finde ich sehr schön, weil die Kinder damit viel machen können.“
Zweimal im Jahr treffen sich alle Vorlesepaten zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch. „Ich finde es ganz toll, dass die Stadtbibliothek Workshops und Weiterbildungen anbietet“, lobt die Nevigeserin und wirbt für dieses Ehrenamt. „Der Zeitaufwand ist nicht sehr groß. Man macht sich natürlich Gedanken: Was möchte ich lesen? Und was möchte ich basteln oder spielen?“ Die Vorlesepaten und die Stadtbücherei Velbert sind Mitglieder im Netzwerk Lesen der „Stiftung Lesen“, die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht und von zahlreichen prominenten Lesebotschaftern unterstützt wird. Ziel ist, dass Lesen Teil einer jeden Kindheit und Jugend wird, weil Lesefreude und Lesekompetenz wichtige Voraussetzungen für die persönliche Entwicklung und ein erfolgreiches Leben sind.
Seit Jahren zeigen Pisa-Studien und OECD-Berichte bei der Lesekompetenz deutscher Kinder Defizite auf: 16,2 Prozent der 15-Jährigen verfügen über eine teils sehr geringe Lesekompetenz. Rund 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland waren im Jahr 2011 laut einer Studie zur Lese- und Schreibfähigkeit funktionale Analphabeten, nur jeder Fünfte liest regelmäßig ein Buch.