Sie verstehen sich als Problemlöser
Jessica Duschke-Wichelhaus und Reiner Schmidt teilen sich die Stelle als Flüchtlingsberater. Die beiden wollen auch Begegnungen zwischen Neuankömmlingen und Wülfrathern ermöglichen.
Wülfrath. Seit Januar arbeitet Reiner Schmidt (57) mit einer halben Stelle als Flüchtlingsberater. Seit März ist die zweite halbe Stelle mit Jessica Duschke-Wichelhaus (38) besetzt. „Wir haben beide bewusst nach einer Aufgabe gesucht, das ist mehr als bloß ein Job. Wir wollen hilfreich für die Gesellschaft sein“, sagen beide. Mit Gutmensch-sein oder Illusionen nachhängen haben beide nichts im Sinn, „wir sind gestandene Sozialpädagogen“, sagt Reiner Schmidt.
Er ist in der Stadt bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, war 30 Jahre in der Jugendförderung aktiv. „Da wäre ich bis zur Rente geblieben. Aber ich hab sofort ,Hier!’ geschrien, als der Posten in der Flüchtlingsberatung ausgeschrieben wurde. Ich will handeln“, betont Schmidt.
„Wir sind oft vor Ort“, beschreibt Jessica Duschke-Wichelhaus, die zuletzt bei der Awo in der ambulanten Familienhilfe berufstätig war. „Um bei der Lösung kleiner Probleme und großer Dramen zu helfen.“ Beide sprechen Deutsch und Englisch, Dolmetscher zur Verständigung mit den derzeit 231 Asylbewerbern und Flüchtlingen stehen nicht immer zur Verfügung, da muss schon mal improvisiert werden. „Das ist sehr individuell, von Analphabeten bis zum Professor sind das Leute mit unterschiedlichen Biografien“, wissen beide. „Die Flüchtlinge haben sehr viele Anliegen“, bei Familien geht es um die Vermittlung der Kinder in Kita oder Schule. „Dieser Schwebezustand, weil nicht klar ist, was aus dem jeweiligen Antrag wird, und das zur Untätigkeit verdammt sein, ist für die meisten das Schlimmste“, weiß Jessica Duschke-Wichelhaus.
Reiner Schmidt und Jessica Duschke-Wichelhaus, über ihre Tätigkeit als Flüchtlingsberater
Kontakte zum Integration Point und in Sprachkurse sollen helfen. „Die wichtigeste Aufgabe ist das gute Gelingen der Integration dieser Menschen“, ergänzt Reiner Schmidt. „Da sind Chancen. Und die muss man ergreifen.“ Ebenso in Richtung der Wülfrather Bevölkerung. „Wir wollen Bindeglied sein. Konflikte entstehen, wenn nicht miteinander gesprochen wird“, sagt er. Für Begegnungen zwischen Neuankömmlingen und Alteingesessenen wollen sie sorgen. „Wir haben eine gute Struktur, auf der wir aufbauen können.“ Klar stoßen die Flüchtlingsberater an Grenzen, die Mittel zum Beispiel sind nicht unendlich.
„Keine Lust auf Jammerei“, beantwortet Reiner Schmidt die Frage, wie neidvoll der Blick auf Nachbarstädte mit mehr Manpower und eine bessere pekunäre Ausstattung wie in Monheim geht. „Besser geht immer. Wir gucken aber nicht woanders hin. Wir machen das, was wir schaffen“, bemerkt er. Im Vorteil sind die Wülfrather in Sachen „Synergieeffekte in der Stadtverwaltung“. Auf kurzen Wegen würde ein kooperativer Arbeitsstil gepflegt. Klappt was nicht, genügt ein rascher Anruf.
Als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ schätzen die beiden die anstehenden Herausforderungen, nämlich Zugang zum alltäglichen Leben zu verschaffen und Partizipation zu ermöglichen, ein. „Ohne Ehrenamtler und deren Engagement würde nichts gehen.“ Auch hier haben beide den unverstellten Blick für Tatsachen.